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Mentor der ostfriesischen Familienkunde Erhard Schulte starb im Alter von 69 Jahren Von Karl-Heinz Janßen (GA v. 16.1.2001) LEER. Die Familienkunde in Ostfriesland hat mit dem Tod von Erhard Schulte aus Leer-Loga ihren Mentor und sachkundigsten Repräsentanten verloren. Überraschend war der pensionierte Realschulrektor am Sonnabend im Alter von 69 Jahren in Leer gestorben. Seit Anfang der 70er Jahre hatte der gebürtiger Logaer der ostfriesischen Familienkunde zu neuer Blüte verholfen. In Deutschland nimmt Ostfriesland mit inzwischen über 50 vorliegenden Ortssippenbüchem eine führende Rolle ein. Das war vor allem ein Verdienst von Erhard Schulte, der 1973 sein erstes ostfriesisches Ortssippenbuch für Logabirum vorlegte. Sein letztes großes Werk erschien 1999. Die "Kopfschatzung 1719" für Ostfriesland, eine immense Fleißarbeit, ist für Familien-kündler und Historiker gleichermaßen von großem Wert. Nach dem Pädagogik-Studium ging Schulte nach Nordrhein-Westfalen. Bereits als Realschulrektor in Schlangen bei Paderborn interessierte er sich für die Informationen, die in den Namenslisten alter Kirchen- bücher verborgen sind. Mit Eifer und Sachkunde - er wurde auf diese Weise zu einem fähigen Entzifferer alter Handschriften - entriß Schulte den Jahrhunderte alten Folianten ihr Wissen über Familien und Verwandschafts- verhältnisse. In seiner ostfriesischen Heimat sorgte Schulte schon vor 30 Jahren für die Wiederbelebung der Familien- kunde. Nach dem Ortsssippenbuch über Logabirum folgte 1975 ein Werk über Loga. Drei Jahre später erschien das erste Overledinger Ortssippenbuch (Backemoor) aus Schultes Feder. Viele weitere sollten in den nächsten 20 Jahren noch folgen. Als 1992 die Arbeitsgruppe Familienkunde der Ostfriesischen Landschaft in den selbständigen Verein "Upstalsboom-Gesellschaft" umgewandelt wurde, war Erhard Schulte zur Stelle, arbeitete im Vorstand mit und leitete die Gesellschaft seit 1994. Fleißig und hartnäckig in seiner Forschungs- arbeit, hat Schulte in 30 Jahren seine Begeisterung für die Familienkunde an viele Mitarbeiter und Freunde vermitteln |
Der Vorstand samt Beisitzer der Upstalsboom-Gesellschaft: Voß, Droll, Meyer, Hagen, Swart, Ahlrichs, Molkewehrum, dahinter Feldkamp, Akkermann, Siuts. Fotos: Dierks (Norder Kurier v. 9.4.2001, Soltau Verlag, Nr. 84, S. 3) |
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Bei Vorsitz-Suche nicht fündig Upstalsboom-Gesellschaft weiter unter Leitung von Berend Droll -EUJ- Hage. Die Lücken, die der im Januar verstorbene Erhard Schulte hinterließ, können nicht so schnell geschlossen werden. Die in Hage tagende Mitgliederversammlung der Upstalsboom-Gesellschaft für historische Personenforschung und Bevölkerungsgeschichte in Ostfriesland konnte am Sonnabend weder einen neuen l. Vorsitzenden noch einen Schriftleiter für das Publikationsorgan "Quellen und Forschungen" finden. Die Gesellschaft, Verein der Familienforscher, wird damit weiterhin von ihrem 2. Vorsitzen-den Berend Droll (Wittmund) ge-leitet. Droll hatte eine Kandidatur wegen beruflichen Engagements abgelehnt. Der ebenfalls vorgeschlagene Pastor i. R. Jibbe-Edo Ahlrichs (Wiesmoor) fühlte sich nach einem Jahr Mitgliedschaft noch nicht sicher genug in der Materie, erklärte aber seine Bereitschaft, im Vorstand mitzuarbeiten, um mehr Einblick zu bekommen. Dabei steigt die Mitgliederzahl der Gesellschaft permanent, im vorigen Jahr von 444 auf 477, wie dem Vorstandsbericht von Droll zu entnehmen war. Die jeden Freitag geöffnete Fachstelle in Aurich registrierte im vergangenen Jahr 592 Besucher. 252 schriftliche Anfragen, davon 28 aus den USA, gingen ein und wurden beantwortet. Dazu kommt eine ständig wachsende Anzahl e-mail-Anfragen. Besonderen Dank stattete Droll dem 80jährigen Haiko Swart ab, der nach wie vor die Fachstelle mit betreut. Der Kassenbericht von Schatzmeisterin Ilse Molkewehrum wurde ebenso wie ihr Haushaltsplan 2001 einstimmig abgesegnet. Upte Sjuts (Wittmund) wurde als Beisitzer für das Harlingerland für weitere drei Jahre wieder gewählt. Er kündigte das Harlinger-Treffen für den 18. August in Carolinensiel mit einem Vortrag des Sielhafenmuseumsdirektors Manfred Sell an. Ein offener Beisitzerposten wurde mit Klaas-Dieter Voß (Pogum) vom Arbeitskreis Ortssippenbücher besetzt. Einleitend hielt Gretje Schreiber (Böblingen) einen interessanten Festvortrag über die Burg Berum, ehemals Witwensitz der Grafen- und Fürstenfamilie Cirksena. |
Mindestens ebenso froh schätzt sich die Kirchengemeinde, schon so lange mit Sonja Plath zu tun zu haben. Seit 40 Jahren ist sie an der Friedenskirche Organistin. Kirchenmusikerin im Nebenamt. Ihre Aufgabe umfaßt mehr, als nur die Orgel zu spielen. "Als Mitarbeiterin in der Verkündigung und Partnerin des Pfarramtes gestalten Sie den Gottesdienst verantwortlich mit", lobte sie der Dezernent der evangelischen Landeskirche Hannover in einem handschriftlichen Brief zu ihrem 40. Jubiläum. "Sonntag für Sonntag spüren wir, wie Frau Plath und unsere Gemeinde aufeinander eingespielt sind", beschreibt es Pastor Schmidtke. Sonja Plath bereitet die Aufgabe immer noch Freude. Sämtliche Kirchenlieder, vom ersten Gottesdienst an, hat sie notiert. So weiß sie genau, was ihre Gemeinde kann. Es sei "eine ganz vitale, eine singende Gemeinde". Etwas, das sicherlich auch mit ihr zusammenhängt: 16 Jahre leitete sie den Jugendchor, gründete 1980 den Kirchenchor. Viele Logaer werden sich an das festliche "Quem pas"-Singen zu Weihnachten erinnern, bei dem Kinder mit Kerzen aus allen Himmelsrichtungen zum Altar strömten. Auch das geht auf Sonja Plath zurück. Ans Aufhören denkt die Kirchenmusikerin nicht. "In der Kirche kann ich ja spielen, bis ich 100 werde." Während sie in ihrem Hauptberuf als Schulrätin vor zehn Jahren pensioniert wurde. Eigentlich wollte Sonja Plath Theologie studieren. Aber als sie am Teletta-Groß-Gymnasium in Leer Abitur machte, war es fast unvorstellbar, daß eine Frau Pastorin wird. Also studierte sie Kirchenmusik in Hannover. Nach zwei Semestern machte sie den Abschluß, dann heiratete sie und wurde Mutter. Etliche Jahre und Lebensstationen später kam sie mit ihren drei Kindern nach Leer zurück und zog zu ihrer Mutter nach Loga. In diesem Haus lebt sie heute noch. Während ihre Mutter die Kinder betreute, pendelte die junge Frau zum Studieren nach Oldenburg. Um Lehrerin zu werden. "Das liegt im Blut." Dieser Beruf ist über Generationen in ihrer Familie verankert. Die jüngere ihrer beiden Töchter ist heute Studienrätin. Die Ältere ist Pastorin geworden. An der Ledaschule fing Sonja Plath 1960 an. Anschließend bildete sie Junglehrer aus. Als das Studienseminar in die Evenburg kam, war Sonja Plath 1972 schon Schulleiterin an der Plytenbergschule. 1974 ging sie an die Möörkenschule, damals Hauptschule. Plath übernahm die Umgestaltung zur Orientierungsstufe. 1977 wurde sie Schulrätin. Weil sie in Leer etliche Lehrer als Kollegen kannte oder als Junglehrer ausgebildet hatte, kam sie nach Norden. 1980 ging sie zurück nach Leer. Beworben hat sie sich nie, erinnert sie sich. Sie sei stets gefragt worden. Und solange es von Loga aus erreichbar war, habe sie jedesmal ja gesagt. Was sie nicht sagt, läßt sich aus ihrem Lebenslauf schließen: Was für eine tüchtige, junge Frau Sonja Plath gewesen sein muß. Unbeirrbar und emanzipiert. Auch wenn sie, die in ihrem Leben so viele Menschen beurteilt hat, sich selbst nicht so sieht. |