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NACHRUF

BEERDIGUNG

Rhauderfehn 1993

Ausstellung

Seit August 1984 bin ich mit meinem damals 9jährigen Sohn, kurz vor dem plötzlichen Tode meiner Gattin, Bürger der Gemeinde Rhauderfehn geworden und damit, nach langen Irrwegen meiner Vorfahren, in das Herkunftsland meiner Ahnen zurückgekehrt. Sowohl die Morians väterlicherseits als auch die Spittas mütterlicherseits gehörten zur 'Asylantengruppe' der  Hugenotten, die damals als 'Protestanten' religiös verfolgt wurden und sich eine neue Heimat suchen mußten.

   Freundliche Nachbarn und  liebe alte Freunde - hier sei das Ehepaar Helmut und Inge Hartmann aus der West- wieke genannt - halfen mir in schwerer Zeit, im Overledingerland seßhaft zu werden. Und ich kann es jedem bestätigen, daß ich gerne hier lebe!

   Neue Freunde wie Michael Till Heinze, der Heimat- und Familienforscher - ich lernte ihn durch den Mühlenverein Hahnentange kennen - und Jürgen Hempel, der Vorsitzende des Ostfriesischen Münzvereins, wuchsen mir ans Herz: ich möchte sie heute nicht mehr missen!

   Ihnen allen gilt mein Dank, und natürlich auch den Mitarbeitern des Niedersächsischen Staatsarchivs in Aurich, denn sie haben alle direkt oder indirekt mit dem Zustandekommen dieser kleinen Schrift zu tun.

Kleines Werkverzeichnis:

Gesucht: Wer kennt die Symbole und die Bedeutung des Mühlenwappens?

Gesucht:

  Informationen zum "Wienholt'schen Blitzableiter"

Bei dem Wiederaufbau der 1885 durch einen Blitzschlag abgebrannten Windmühle Hahnentange in Rhauderfehn in den Jahren 1886/87 wurde bei der Ostfriesischen Brandsocietät nach der Qualität von Wienholt'schen Blitzableitern angefragt. Kennt jemand noch diesen Blitzableiter bzw. die Firma?  Informationen dazu bitte an:

Jürgen Morian, 1. Südwieke 89, 26817 Rhauderfehn, Tel.: 04952 / 3329.

 in: Der Mühlstein Nr. 21/1995, S. 41

Jürgen Morian, Mühlen in Rhauderfehn. In: Der Mühlstein Nr. 24/1996, S. 36ff

Mühlengeschichte und Mühlengeschichten:

    Die Konzession zum Betrieb einer Schankwirtschaft bei der Badener Mühle aus dem Jahre 1904

   In einer Konzessionsurkunde des Kreis=Ausschuß des Kreises Achim vom 28. Juni 1904 wurde  dem Müller Johann Steinicke in Baden die Konzession zum Betrieb einer Schankwirtschaft "für die Zeit der Anwesenheit der königlichen Deckhengste" in der Badener Mühle erteilt. Müller Steinicke wurde damit die  Möglichkeit eines Nebenerwerbs eingeräumt, mögliches Anzeichen dafür, daß der Mühlenbetrieb allein nicht die Erträge einbrachte, die Steinicke wohl gerne erzielen wollte.

    Die  Konzessionsurkunde,  deren  Kopie  Mühlenfreund  Jürgen  Morian (Rhauderfehn) einsandte (Der Mühlstein Nr. 25/1997, S. 28), enthält folgenden Text:

Konzession

   Aufgrund des § 33 der Reichs-Gewerbe-Ordnung wird dem Müller Johann Steinicke in Baden die Konzession zum Betrieb der Schankwirtschaft für die Zeit der Anwesenheit der Königlichen Deckhengste in dem Hause Nr. 44 zu Badener Mühle hiermit ertheilt.

   Diese Konzession hat nur Gültigkeit für die Person des obengenannten Inhabers und für das vorbezeichnete Lokal und kann zurückgenommen werden, wenn die Unrichtigkeit der Nachweise dargethan wird, auf deren Grund dieselbe ertheilt worden ist, oder wenn aus Handlungen oder Unterlassungen des Inhabers der Mangel derjenigen Eigen- schaften, welche bei der Ertheilung dieser Konzession nach der Vorschrift der Gewerbeordnung vorausgesetzt werden mußten, klar erhellt. (§ 53 der Gewerbeordnung.)

   Der Inhaber hat sich den bereits ergangenen und noch ergehenden, sein Gewerbe betreffenden polizeilichen Be- stimmungen und Vorschriften zu unterwerfen. Nichtbeachtung oder Uebertretung derselben zieht Bestrafung nach sich und wird insbesondere eine Abweichung von den in dieser Genehmigung festgesetzten Bedingungen mit Geldbuße bis zu 300 Mark und im Unvermögensfalle mit Haft bis zu sechs Wochen bestraft. (§ 147 der Gewerbeordnung.)

   Nach § 52 des Gewerbesteuer=Gesetzes vom 24. Juni 1891 ist der Beginn des Gewerbebetriebes vorher oder spätestens am Tage der Geschäftseröffnung bei dem Gemeindevorstand anzumelden.

    Wird diese Anmeldung innerhalb der vorgeschriebenen Zeit unterlassen, so verfallen Sie nach § 70 des Gesetzes in eine dem doppelten Betrage der einjährigen Steuer gleiche Geldstrafe.

    Achim, den 28ten Juni 1904. Der Kreis=Ausschuß des Kreises Achim

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Mühlen in der Ausstellung "Wind- und Wasser" in Quakenbriick

   Von Juli bis September 1997 wurden in der Ausstellung "Wind und Wasser" zum Thema Mühlen im Stadtmuseum Quakenbrück / nördlicher Landkreis Osnabrück zahlreiche Exponate der beiden Mitglieder der Mühlenvereinigung, Werner Stennei (Bad Zwischenahn) und Jürgen Morian (Rhauderfehn) gezeigt.   .

 Der im molinologischen Unruhestand befindliche Maschinenbau-Ingenieur Werner Stennei zeigte in der Ausstellung eine Auswahl seiner  exzellenten, großformatigen Mühlenphotographien, die Stennei in ganz Niedersachsen aufge- nommen hat und die einen Einblick in die Vielfalt der niedersächsischen Mühlenlandschaft geben. Ein besonderer Schwerpunkt wurde  bei der Auswahl auf die Mühlen des Osnabrükker Landes gelegt.

   Jürgen Morian, pensionierter Berufsschuldirektor aus Düsseldorf und Mitinitiator des Mühlenkrings in Rhaude / Kreis Leer, stellte in der Ausstellung zahlreiche Objekte zum Thema Mühlen aus seinen umfangreichen Sammlungen aus: Münzen und Medaillen, Mühlenmotive auf Hunderten von Notgeldscheinen, Briefmarken und auf Produkten in der Werbung. In einem Vortrag über Geschichte und Volkskunst der Mühlen  erwies sich Morian zudem als hervor- ragender Kenner des Mühlenwesens, der in seinen Ausführungen seine Begeisterung für Mühlen spüren ließ und in manchen humorvollen Aspekten viel Neues auch für Mühlenfreunde brachte.

   Der frühere Landkreis Bersenbrück, zu dem Quakenbrück bis zur niedersächsischen Gebietsreform von 1973 ge- hörte, wurde von Kleeberg 1964 mit 118 Mühlen als einstmals mühlenreichster Landkreis  Niedersachsens bezei- chnet. In Quakenbrück selber wurden bereits 1235 zwei Wassermühlen genannt. Heute gibt es in Quakenbrück noch zwei Mühlengebäude, die große Mühlen aus dem 16. Jahrhundert, die kleine Mühle aus dem 18. Jahrhundert, beide jedoch ohne Wasserrad. Die Quakenbrücker Sägemühle ist vor Jahren abgebrannt. (Der Mühlstein Nr. 26/1997, S. 43)

Erste Freizeitmüller im Landkreis Leer

Jürgen Morian, Rhauderfehn (in: Der Mühlstein, Überregionales Periodikum,Heft 4/1998, S. 74f)

   "Mühlen müssen  drehen, sollen sie bestehen!" Eine Binsenweisheit, die jeder Mühleninteressierte kennt. Erfreulicher- weise hat die Zahl der restaurierten Mühlen im Lande in den letzten Jahren zugenommen. Im krassen Gegensatz dazu nahm die Zahl der Windmüller und Mühlenbauer ständig ab.

  Die "Vereinigung zur Erhaltung von Wind-und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen e.V." hat sich in Verbin- dung mit der VHS Leer  und den Gemeinden Rhauderfehn und Westoverledingen erfolgreich um Abhilfe bemüht. Nach dem Vorbild unserer holländischen Nachbarn wurde ein Freizeit- oder Hobbymüllerlehrgang ins Leben gerufen. 23 junge Leute, darunter fünf Damen, vom 13jährigen Schüler bis zum Vorsitzenden des Mühlenvereins Hahnentange, haben 1½ Jahre auf ihre freien Wochenenden verzichtet, um die notwendigen Kenntnisse zum Betreiben einer Mühle in Theorie und Praxis  zu erlernen.

   Der Dank für ihr Engagement war dann auch der Grundtenor zahlreicher Reden zur Freisprechungsfeier in der Hahnentanger Mühle in Rhauderfehn.

   Welche  Bedeutung diesem Lehrgang zukommt, war schon aus der angereisten "Mühlenprominenz" ersichtlich. Aus Hannover kam der Landwirfschaftsminister Karl-Heinz Funke, aus Minden der Vorsitzende der DGM, Dr. Rolf  Momburg, aus Osnabrück der Vorsitzende der Vereinigung Niedersachsen, Prof. Rüdiger Wormuth. Vertreter der beteiligten Gemeinden, des Amtes für Denkmalschutz und der VHS Leer sprachen ihren Dank für den selbstlosen  Einsatz der Schüler sowie der Ausbilder aus: an der Spitze der letzte Mühlenbauer des Overledinger Landes, Richard Kluin (71), wie auch zahlreiche Dozenten der Spezialgebiete Wetterkunde, Betriebssicherheit, Mühlengeschichte und Mühlenrecht, Getreidekunde, Maschinenkunde und vieles mehr. 80 Schul-, 60 Praxisstunden und mehrere Exkur- sionen zu benachbarten Mühlen standen auf dem Lehrgangsprogramm. Schüler wie Lehrer  opferten so manche freie Stunde. Segelsetzen,  Flügelbremsen und Steinschärfen waren wichtige Bestandteile der Praxisausbildung. Auch der geschichtlichen Entwicklung, der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung  der Mühlen wurde Rechnung getragen.

   Wie die freiwillige Ausbildung wird auch die zukünftige Aufgabe der "Mühlenbetreiber" sich auf ehrenamtliche Mitarbeit in den zahlreichen Mühlenvereinen meist an den Wochenenden vollziehen.

   Eine Besonderheit bei der Abschlußprüfung war die schriftliche Erarbeitung mühlenbezogener Themen, die in hervorragender Weise gelang.

   Alle Beteiligten an dieser Freisprechungsfeier, die in gemütlicher Teestubenatmosphäre stattfand und durch platt- deutsche Mühlenlieder, vorgetragen von Jan Cornelius, aufgelockert wurde, waren  sich darüber einig, daß der "erste" Ausbildungslehrgang auf keinen Fall der "letzte" sein darf.

   Mit der Aushändigung der Prüfungszeugnisse - der 13jährige Schüler muß aus  Verantwortungsgründen noch bis zum 16. Lebensjahr warten - durch den Minister endete der offizielle Teil der Freisprechungsfeier, dem noch Fach- gespräche unter den Gästen folgten.

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Jürgen Morian, Rhauderfehn: (in: Der Mühlstein, Nr. 29/1999, S. 3ff)

Die Ebkensche Mühle in Barßel (Oldenburg)

    Bereits im Jahre 1717 wurde die Konzessionsurkunde für eine "negst am Dorff Barßel" zu erbauende Kirchenmühle ausgestellt. Diese 1720 erbaute Bockwindmühle ist im Jahre 1852 abgebrannt Als Ersatz  wurde 1854 eine Hollän- derwindmühle erbaut, die einen Roggen-, einen Weizen- und einen Peldegang sowie einen Ölschlag hatte.

   Im Jahre 1890 hat Hermann Ebkens die Mühle nach erneutem Brand von  der Kirchengemeinde Barßel käuflich erworben. Sie wurde beim Wiederaufbau um ein Stockwerk erhöht und bekam eine Mühlenflucht von 22 m. Seit dieser Zeit ist der 3-stöckige Galerieholländer im Besitz der Familie Ebken.

   Hermann Ebken baute auch das östlich von der Mühle gelegene Müllerhaus (heute Speiserestaurant). Im Jahre 1905 wurde direkt neben der Mühle auf der entgegengesetzten Seite ein Gebäude für eine  Dampfmaschine errichtet, so daß die Mühle vom Wind unabhängig wurde.Urkunden über die Genehmigung durch das Großherzogliche Amt Friesoythe vom September 1905 sind noch im Staatsarchiv Oldenburg einsehbar. Die Windmühle  Barßel nach der Renovierung der Kappe im Oktober 1995.

   Im 2. Weltkrieg wurde der Betrieb bei Wind zeitweilig nur noch mit 2 Flügeln, ansonsten mittels Elektromotor auf- recht erhalten. Der  Mühlenbetrieb in Verbindung mit Landhandel und Futtermittelverkauf wurde 1965 aufgegeben.

   In ihrer Gesamtanlage bildet die Mühle mit Maschinenhaus (Dampfmühle, Müllerhaus und Stallungen) heute  ein Bau- denkmal, das in seiner Art in unserer Region wohl einzigartig sein dürfte, da in den technischen Anlagen der Übergang von reiner Holzbauweise zur Verwendung von Eisengußwerkstofien deutlich hervortritt.

   Der 3-stöckige Galerieholländer unterscheidet sich von den Mühlen der Region deutlich in folgenden Punkten:

 a. äußerlich auffallend ist eine hölzerne Treppe zur l. Etage sowie ein Balkon im 2. Stockwerk;

b. der Achtkant ist nicht, wie sonst üblich, aus Holz, sondern gemauert und verputzt mit weißem Anstrich;

c. das gehende Werk (Wellen und Räder) sind überwiegend aus Gußeisen, nur teilweise mit Holzkämmen;

d. der Antrieb der drei noch erhaltenen Mahlgänge ist nicht, wie üblich von oben her, sondern  geschieht von unten, Schaltung durch Handräder;

e. im Erdgeschoß, in welches noch eine Antriebswelle aus dem Maschinenhaus hineinreicht, ist noch ein kompletter Ölschlag mit Kollergang und Stampfwerk erhalten;

f. durch alle Etagen zieht sich ein Fahrstuhl bis unter die Kappe;

g. auch ein Bürstenreiniger und ein Sechskantsichter sind noch vorhanden.

 Leider ist keine der vorgenannten Einrichtungen betriebsfähig.

   Im Frühjahr 1995 zerfetzte ein Gewittersturm die Flügel der Windrose; Untersuchungen ergaben, daß auch die gesamte Kappe  renovierungsbedürftig war. Die Gemeinde Barßel, die seit 1979 einen Nutzungsvertrag mit den Erben Ebken hat, beauftragte die Holzbaufirma Timm aus Waddeweitz / Kreis Lüchow-Dannenberg mit den Renovierungs- arbeiten. Die  Kappe mußte bis auf wenige Dachsparren völlig erneuert werden, die Holzabdeckung (vorher Pappe) wurde mit Blechschindeln gedeckt und mit einer neuen Windrose versehen, deren Bockgestell aus Stahl wieder durch die  ursprüngliche Holzkonstruktion ersetzt wurde.

   Am 25. Oktober konnte die ca. 16 Tonnen schwere Kappe wieder aufgesetzt werden, und schon einen Tag später konnte Bauleiter Peter Fritz letzte Hand beim Einbau der Segelflügel anlegen. Der Umgang um die Kappe wurde nicht wieder angebaut. Leider hat das Achsrad keine Kämme mehr.

   Bedauerlicherweise sind die Aussichten für eine Restaurierung des Innenlebens in absehbarer Zeit gleich Null! Somit wird diese seltene Mühle wohl auch weiterhin dem Rostbefall und den Holzwürmern für ihr Zerstörungswerk zur Verfügung stehen...

   Ein kleiner Lichtblick sei noch hinzugerügt: die derzeitigen Betreiber der Gastronomie im Müllerhaus betreiben sonntags mit großem Erfolg den alten Steinbackofen. Auch sonst bemühen sich Kay Hecht und Yvonne Lennartz nach Kräften  um den Erhalt der so wertvollen Barßeler Windmühle.

    (Alle Fotos: Jürgen Morian)            

Stirnrad und gußeiserner Steinantrieb von unten mit Schalträdern. Hinter dem Steinantrieb der Fahrstuhlschacht der Barßeler Mühle.

Der Stampfgang des Ölschlags der Barßeler Windmühle.

Der Kollergang des Ölschlags der Barßeler Windmühle.

Jürgen Morian, Rhauderfehn (in: Der Mühlstein Nr. 31/2000, S. 26ff): :

 Historische Wasserpumpmühlen im zeitgemäßen Einsatz

   Die Fluttermühle - holländisch Tjasker - ist eine niederländische Erfindung des 16. Jahrhunderts. Sie diente in niedriggelegenen Poldern Hollands, aber auch an der deutschen Nordseeküste Ostfrieslands als Entwässerungs- mühle von Weideland. Mit Hilfe zahlloser Fluttermühlen wurden ganze  Regionen "trockengemahlen".

   Seinen Namen hat der Flutter vom altfriesischen "fletta" (bewegen, von der Stelle bringen) und niederdeutsch "fleten" (fließen lassen). Er besteht aus 4 Flügeln - meist Segelflügel -, einer archimedischen Schraube (Schnecke) und stellt wohl die einfachste Art von Wasserhebungsmaschinen dar. Die Erfindung des Flutter geht auf den Mathematiker, Physiker und Ingenieur der Antike, Archimedes, zurück, der um die Zeitenwende in Griechenland lebte. Er entwickel- te u.a. das Hebelgesetz, das spezifische Gewicht sowie die Kreisberechnungszahl " Pi".

    Eine hölzerne archimedische Schraube (Schnecke) wurde in einer hölzernen Röhre über eine etwa 30 Grad gegen den Himmel geneigte Flügelwelle gedreht. Eine Besonderheit dieser Mühle stellt die Tatsache dar, daß die Schnecke ohne Übersetzung direkt mit der Antriebswelle gekoppelt war. Aus einer Niederung wurde das Grundwasser ca. 2 m in einen höher gelegenen Abzugsgraben befördert, von wo es in den Hauptkanal abfließen konnte bzw. wiederum per Mühle geschöpft wurde.

   Aus einem Lizenzbrief aus Middelburg (NL) geht hervor, daß diese "Schraubenmühle" bereits im Jahre 1598 erfunden wurde. Es gab die auch  als "Schreckmühle" bekannte Wasserpumpmühle in zahlreichen Exemplaren zur Entwässerung von Niederungen, die z.T. erheblich unter dem Meeresspiegel lagen., so auch in Ostfriesland. Über einen Ständer (Pahl) wurden sie von Hand in den Wind gedreht. Brett- oder Segelflügel sorgten für den Antrieb.

   Moderne elektrisch betriebene Pumpwerke mit wesentlich höherer Leistung haben die alten Windpumpmühlen  längst abgelöst, zumal sie windunabhängig waren. Nur wenige Exemplare sind der Nachwelt erhalten geblieben. Ein Nachbau eines Flutters steht am Ortsausgang von Riepe an der Landstraße nach Emden. Ein weiteres Exemplar  befindet sich im Freilichtmuseum Cloppenburg. Im "Dörpmuseum" in Münkeboe befindet sich ein Modell eines Flutters.

   Die neue Zeit hat in vielen Bereichen die Rückbesinnung auf vergangene Zeiten geweckt und auch der Fluttermühle wieder einen neuen Sinn gegeben. Nicht zur Entwässerung von Weideland, sondern zur Wiedervemässung von Moorbiotopen werden Fluttermühlen heute eingesetzt. Nachdem  schon seit Jahren eine Fluttermühle in Bedekaspel am Großen Meer zwischen Emden und Aurich ein Biotop bewässert, wurden nun 2 weitere Flutter für die Bewäs- serung von weiteren Biotopen gebaut.

   Einem der letzten Mühlenbauer im Landkreis Leer, Richard Kluin (74) aus Jhrhove, gelangen 1999 in seiner Werk- statt zwei meisterhafte Nachbauten von Fluttermühlen in Eichenholz - eine handwerkliche Leistung, die heute  nur noch ganz wenigen Handwerker erbracht werden kann. Die eine Fluttermühle ist für die Bewässerung eines Biotops in Weenermoor bestimmt, die zweite soll am Uhlenhorst in Grotegaste (Gemeinde Westoverledingen) eingesetzt werden.

   Kluin ist einer der letzten gelernten Mühlenbauer in Ostfriesland. Lehrmeister war sein Vater in Breinermoor, wo Kluin aufwuchs. Unzählige Mühlenreparaturen und auch Wiederaufbauten wie in Rhaude, Berumerfehn und Idafehn, wo der Mühlenbauer auch heute noch tätig ist, gehen auf seine Aktivitäten zurück. Kaum eine Mühle im weiten Umkreis, an der er sein Können nicht unter Beweis  gestellt hätte. Mühlenbesitzer und Mühlenvereine der Region bedauern sehr, dass es ihm nicht ermöglicht wurde, Interessenten für ein Handwerk auszubilden, das zum Aussterben bestimmt ist, obwohl die Nachfrage nach  Mühlenexperten mit Sicherheit in den kommenden Jahren steigen wird, um den Bestand historischer Mühlen der Nachwelt zu erhalten. Die ständig wachsende Mitgliederzahl hiesiger Mühlen- vereine deutet den Trend an. Zur Zeit läuft auch schon der 3. Lehrgang für die Ausbildung zum "Freiwilligen Müller", der sicherstellen soll, dass die zahlreichen Windmühlen auch fachlich betreut werden können.

   Wenn  in unseren Tagen Fluttermühlen wieder ihren Dienst verrichten, wenn auch in umgekehrter Funktion, dann verdanken wir diese Renaissance zum großen Teil dem Umweltschutzgedanken aktiver Bürger und Gemeinderäte.

   Die Fotos zeigen Richard Kluin in seiner Werkstatt in Jhrhove im Januar 1999 beim Bau des Flutters sowie nach dem Einsetzen des Flutters in Weenermoor. Die Welle von 16 cm Durchmesser hat eine Gesamtlänge von 8,60 m und ist über einen senkrechten Pfahl von Hand in den Wind drehbar. Die zweigängige Schnecke von 4,60 m Länge dreht in einem Holzrohr von 45 cm Durchmesser und wird durch Segelflügel mit einer Spannweite von 7,10 m angetrieben. Bei jeder Umdrehung hebt sie 10 Liter Wasser 2 Meter höher.

   Auch mit dem 2. Flutter gleicher Bauart, der in Grotegaste am Uhlenhof eingesetzt wird, finden  Besucher heute eine Rarität vergangener Zeiten in Funktion, wie sie sonst nur noch als Erdholländer in Wynhamsterkolk und als Koker- mühle im Riepster Hammrich zu finden sind, wo sie jedoch nur selten in Betrieb genommen werden, da sie für Ent- wässerungszwecke keine Funktion mehr haben.

   Ein kleines technisches Gerät, dem die Bauern vergangener Tage manchen trockenen Hektar Weidelandes zu verdanken  hatten, kann jetzt unseren Kindern und Enkeln den Einfallsreichtum unserer Vorfahren wieder anschaulich darstellen. Ein lohnendes Ziel für einen Sonntagsausflug mit Familie!

 Richard Kluin bei der Herstellung der bautechnisch komplizierten Archimedes-Schraube:

zahlreiche kleine Holzsegmente sind auf der Welle schneckenförmig zu befestigen.

    Mühlenbauer Richard Kluin setzt die Segel der in Weenermoor eingesetzten Fluttermühle.

:Fotos: Jürgen Morian.

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Verschollen geglaubtes Skizzenbuch zieht auch Verwandte in seinen Bann

   (Michael Till Heinze im Fehntjer Kurier vom 04.07.1991

    Ein Fehn hat etwas mit Moor und Torf zu tun. Ursprünglich kommt das Wort aus dem Holländischen. Im niederlän- dischen Wörterbuch steht: "veen =  Torfmoor". Diejenigen  Menschen, die sich der Tortur der Moorkolonisation unterwarfen, wurden die Fehntjer genannt. "Büst du ok 'n Fehntjer?", war die oft gestellte Frage in den Häfen an der Küste  und dann: "Van wekket Fehn?"

   Aber schon vor der Fehnisierung gab es Menschen, die am Moorrand siedelten. Hier versuchten sie, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Johann Diekhoff  aus Aurich nennt sie die "Moorhahntjes", aber eigentlich war es immer wieder derselbe "Jan van't Moor", der im nächsten Dorf erschien und im Krämerladen tauschen wollte. Für einen letzten  "Deit" trank er an der Theke sein "Söpke". "Hej, Jan van't Moor, wullt noch een? ", doch der Torfsiedler schüttelte nur den Kopf.

   Als Arbeiter, Bauer, Händler und  vielleicht auch noch Schiffer war Jan van't Moor überall bekannt. Unter der abgewetzten Schiffermütze sieht man das von Sonne und Wind wie feines Leder gegerbte und zerknitterte, braune Gesicht, den blauweiß  längstgestreiften, kragenlosen Leinenkittel, die zerbeulten Tuchhosen und die handgestrickten, dicken Wollstrümpfe in mit Stroh ausgelegten Holzschuhen, den Klumpen. Typisch der etwas mühsam und schwer- fällig wirkende  Gang und der von der schweren Arbeit und vielem Bücken frühzeitig gekrümmte Rücken.

   Wie viele Jan's es gegeben hat ? Wir wissen es nicht. Aber wenn der Torf alle und das Moorgrundstück  ausgebeu- tet war, dann mußte unser Jan van't Moor weiterziehen. Seine Kinder blieben sowieso nicht bei ihm. Sie versuchten, Arbeit in der Stadt zu bekommen. "Well büst du?", wurden sie gefragt. "Ik bün  de Jung van Jan van't Moor", antwor- tete er. "So, so, de Jung van Jan van't Moor", und ein Zucken der Augenlieder verriet, was der Prinzipal davon zu halten hatte.

   Es war ganz gleich, ob es sich um den Torfbauern aus dem Teufelsmoor bei Worpswede handelte (siehe Peter Rabensteins Buch "Jan von Moor") oder um den Neusiedler am Rande einige der vielen ostfriesischen Moore oder um seinen niederländischen Kollegen vom Bourtanger Moor, der schon viel früher als die Ostfriesen die Kunst des Entwässerns in den unzugänglichen Morästen kannte. Der Junge von Jan van't Moor wurde Laufbursche beim Kauf- mann in Amsterdam oder Antwerpen. Als Lehrjunge wurde er Moor-Jan gerufen und geneckt, und selbst dann, als er schon sein Jackett aus englischem Tuch trug, blieb er der Moor-Jan. Und weil das schlecht zu schreiben war,  trugen die Sekretäre und Buchhalter später einen "Moorjan", dann einen "Moorian" und schließlich einen "Morian" in die Gehaltslisten ein.

   Solch ein "Morian" wohnt seit ein paar Jahren bei uns auf dem Fehn. Ihn zog es zurück in die ursprüngliche Moor- gegend seiner Vorväter. Sein Stammbaum geht weit zurück bis ins ausgehende Mittelalter. Mehrfach tauchen "de van Moorjans" in den Amsterdamer Schiffahrtsbüchern auf. Im Staatsarchiv von Haag liegt ein Aktenbündel aus den Jahren 1500 bis 1530, die Pacht-Pfändungsbriefe des Jan Peet van Moorjan betreffend. Um  diesen Besitz muß es Streit gegeben haben, einen Besitz, "der daß aigenthumblich auf dem Coopche im Moor gelegene Gebiet mit vier Mühlen" betraf. Dieser Hof scheint seit 1485 geteilt worden zu sein. Die Zinszahlungen gingen an Familienangehörige in Amsterdam, Antwerpen, Keulen und Halten.

   Geschichtlich waren die Niederlande 1477 habsburgisch geworden. Es kam die Reformation Luthers und  Calvins, die Lehre der Protestanten und Reformierten bis zu den Niederländern. Gegenreformation. Kaiser Karl V. (1519- 1556) versuchte in einer großangelegten Gegenreformation die ketzerische Lehre von seinem Reich  abzuhalten. Auf dem Brandfelde zu Köln verbrannte er 1520 eigenhändig die Schriften Luthers, und 1529 wurde vor der Weiherporz ein Morjan verbrannt." Hä hätt de Muhl zo groß obgemacht."

    Nach Kaiser Karls Tod setzte sein Sohn, König Philipp II. von Spanien (1556-1598) die Herzogin Margarete von Parma als Regentin der Niederlande ein, die mit der spanischen Inquisition verstärkt gegen die Lehre Calvins vorging. Aber erst dem Herzog von Alba blieb es vorbehalten, ab 1567 bis 1573 mit unvorstellbarem Schreckensregiment gegen die Glaubensabtrünnigen vorzugehen. Viele Protestanten flüchteten vor der  Inquisitionsherrschaft Albas, der mit seinen Schergen sogar bis nach Jemgum ins Rheiderland vordrang. Auch in Frankreich fanden wüste Verfolgungen der Anhänger Calvins statt. Hier nannte man sie Hugenotten. In der Pariser Bluthochzeit 1572 ließ die Königin Katha- rina von Medici 3000 Hugenotten allein in Paris töten und über 20000 in den folgenden Wochen in den umliegenden Provinzen.

   Die verfolgten  Calvinisten flüchteten in die protestantischen Länder. England verdankt seine frühe Blüte der Woll- und Tuchindustrie nur den über 100 000 ausgewanderten niederländischen und belgischen Familien aus Antwerpen und  Brüssel.

   Wir kennen die Glaubensflüchtlinge in Emden und Leer. Die niederländischen Kaufleute und Handwerker, beson- ders die Weber, brachten es schon bald zu guten Einkünften im  unterentwickelten Ostfriesland. Besonders die Stadt Emden profitierte von den kaufmännischen Künsten der Glaubensflüchtlinge, und in der Stadt Leer entwickelte sich ein schwunghafter Leineweberhandel weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus.

   Auch die Vorfahren von unserem heutigen "Morian" kamen als Glaubensflüchtlinge über Köln und Frankfurt nach Süddeutschland. Sie ließen sich in der hochentwickelten, protestantischen Stadt Nürnberg nieder, vermählten sich mit reichen Kaufmannstöchtern und wurden in Stände und Rat gewählt. So heiratete der Seidenhändler Jacob Morian, ehelicher Sohn des Erasmen Hanns Morian, am 23.November 1606 die Jungfrau Lidia Gisemans.

   Schon vor dieser Zeit begann der Versuch dieser Seidenhändlerfamilie Morian, den Arme-Leute-Geruch von Moor und Torf abzulegen. Durch  die weitverzweigten Handelsbeziehungen lernte man fremde Länder kennen mit Menschen anderer Hautfarbe. Aus dem "Moor-Jan" wurde nun ein "Mohrian". Die Familie ließ sich ein Wappen anfertigen, das  einen Schwarzen, einen Mohren, über dem Schild zeigt.

   Warum wir die Geschichte schreiben? Die Nachkommen der Familie des Tuchhändlers Morian aus Süddeutschland verbreiteten sich über das ganze Land. Ein direkter Nachkomme, der Geheime Sanitätsrat und Chirurg Dr. Wilhelm Friedrich Richard Morian heiratete 1891 Johanne Henriette Vogeler aus Bremen. Und diese junge Frau war die Nichte von Heinrich Vogeler, dem Worpsweder Maler am Teufelsmoor. Von Worpswede aus machte Heinrich Vogeler weite Reisen in ferne Länder. Unter anderm in die Sowjetunion. Auf seinen Reisen führte Heinrich Vogeler ständig ein Skizzenbuch bei sich, um all die vielen neuen Eindrücke schnell aufzeichnen zu können.

   Dieses Skizzenbuch von seiner Reise in die Sowjetunion war lange Jahre verschollen. Zuletzt wurde es 1951 in Warschau gesehen bei Heinrich Vogelers zweiten Frau, Sonja War. Es sollte in einem Ostberliner Verlag der ehe- maligen DDR veröffentlicht werden. Aber es verschwand aus ungeklärten Gründen. Jetzt wurde es wiedergefunden. Der bekannte Bremer  Kunstmäzen und Sammler Dr. Wolfgang Kaufmann bekam einen entscheidenden Hinweis und ein geheimes Angebot. Er griff sofort zu, obgleich die Kaufsumme recht happig war. Dieses Skizzenbuch von Heinrich Vogeler, dem Worpsweder Maler und Onkel von Johanne Henriette Vogeler verheiratete Morian, ist seit kurzem im Stader Kunsthaus erstmalig ausgestellt (Öffnungszeiten täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr).

   Verständlich, daß Jürgen Morian, ein Enkel des Geheimen Sanitätsrats Dr. Morian und der Johanne Vogeler, sehn- süchtig auf die Ferien wartet, um sich das Skizzenbuch seines Urgroßonkels mütterlicherseits anzusehen. Wenn er dann nach Haus auf die heute abgetorfte Moorstelle in der 1. Südwieke von Rhauderfehn zurückkommt, hat er wieder einmal Geschichte hautnah erlebt. Und wenn seine Nachbarn zum wiederholten Male sagen: "He is 'n Dütschen", dann stimmt das eigentlich nur halb.

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Bilder (folgen noch):

Die Großeltern von Jürgen Morian, der Geheime Sanitätsrat und Chirurg Dr. Wilhelm Friedrich Richard Morian und seine Frau, Johanne Henriette Vogeler aus Bremen, eine Nichte des bekannten Worpsweder Malers Heinrich Vogeler, aufgenommen bei ihrer Hochzeit im Jahre 1891.

Das eigentliche Wappen der niederländischen Familie Morjan aus dem Jahre 1376: Ein Wikingerschild mit querlaufendem Balken und der Rune, oben eine Kogge, unten ein Löwe: "Jan van Moor van het Moorjans Koopche ta Zaandijk by de Zujderzee".

Das Nürnberger Wappen der Morians aus dem Jahre 1581 mit dem dunkelhäutigen Mohr über der Helmzier und den 3 Mohrenköpfen über dem Leu im Schild .

Eine kleine Zeichnung mit menschlichen Antlitzen aus dem lange verschollenen Skizzenbuch Heinrich Vogelers von seiner Reise in die Sowjetunion. Die Blätter waren ursprünglich an Stelle von Ansichtskarten als Grüße an seinen Sohn Jan gedacht, der in Moskau lebte.

 Der 23jährige Heinrich Vogeler mit Baskenmütze, Foto aus dem Jahre 1900.

Die Sondermarke der Deutschen Bundespost vom Frühjahr 1989 zeigt ein Gemälde Heinrich Vogelers zum 100jährigen  Bestehens der Künstlerkolonie Worpswede. Der Jugendstilmaler und -zeichner Vogeler hatte den Worpsweder Barkenhof gekauft. Das auf der Briefmarke gezeigte Gemälde nannte er "Der Sommerabend".

Jurten in der Kirgisensteppe, Farbskizze von Heinrich Vogeler.

Rote Teestube in Turkmenistan, Farbskizze von Heinrich Vogeler.

Jürgen Morian hatte mit vielen Mühlenfreunden und -forschern Kontakt, u.a. auch mit Joachim Dette aus Loga:

Bemerkungen zum Alter von Holländer-Windmühlen

Von Joachim Dette, Leer (in: Der Mühlstein, Regional, Heft 14/1991, S. 5)

   Fast in jedem Jahr erscheinen in Niedersachsen neue Mühlenbücher oder einzelne  geschichtliche Beiträge zum jeweiligen örtlichen Mühlenwesen. Dem Geist der Zeit entsprechend werden Angaben über Alter und Größe von Windmühlen häufig mit Attributen im Superlativ belegt. So erfahren wir von der ältesten Holländerwindmühle in Niedersachsen, die zugleich die Zweitälteste Windmühle Deutschlands sein soll. erbaut 1729 am Gehrdener Berg unweit der Stadt Hannover. Für das ehemalige Kurfürstentum Hannover mag die  Angabe zutreffend sein. obwohl eine umfassende, auf Quellenforschung beruhende Darstellung bisher fehlt. Hier die Niedersächsische Mühlengeschichte von Kleeberg mit den darin enthaltenen Ungenauigkeiten heranzuziehen,  dürfte zu Fehlinterpretationen führen.

   Noch sind nicht alle Daten ans Licht gebracht. Als Vorläufer der Holländerwindmühlen, bestehend aus drehbarer Kappe, einem Unterbau entweder in Form eines abgestumpften Kegels oder in der Regel einer abgestumpften Pyramide entweder in Holzfachwerk oder Mauerwerk errichtet. gelten die ebenfalls mit einer drehbaren Haube  ver- sehenen  zylindrischen Turmwindmühlen.

1489 mußte die Kappe eines Mühlenturms der Stadt Erkelenz abgenommen werden, da dieser geborsten war. 1698 errichtete die Stadt eine neue steinerne Windmühle, vermutlich als Turmwindmühle.

    Um 1600 richtete in Remlingen (Kreis Wolfenbüttel) Landstallmeister und Berghauptmann Georg Engelhard von Löneysen in einem zylindrisch geformten steinernen Wachtturm eine Mühle mir drehbarer Kappe ein. die 1835 wegen Baufälligkeil abgebrochen und durch eine Bockwindmühle am anderen Standort ersetzt wurde. Die Mechanik einer drehbaren Kappe beschrieb Löneysen in seinem Buch "Von den Bergwerken" 1617 unter  "Wintgäpel". 1588 fertigte Ramelli eine sehr anschauliche Zeichnung einer Turmwindmühle an. die auch die Inneneinrichtung erkennen läßt. Eine andere, 1638 in Bodenburg (Hildesheim) erbaute Windmühle gibt  allerlei Rätsel auf. Eine Beschreibung aus dem Jahre 1767 lautet: "Eine künstliche vertikale holländische Mühle, welche außer dem Mahl- und Graupengang viele Sägen getrieben, ist unlängst abgebrochen."

   1734 plante der Amtmann zu Fürstenberg (Weser) die Anlage einer Holländer-Windmühle zum Antrieb von Was- serpumpen und verwies dabei auf eine hierzulande in Bodenburg stehende ähnliche Mühle, so  die Herren von Stein- berg durch Leute aus Holland zur Perfektion haben bringen lassen, dasselben eine Sägemühle mit angelegt.

   1726 ist die Rede von einem Zimmermann Ubbo Gerbrands aus Ostfriesland, der den Herren von Steinberg zu Bodenburg eine Windmühle. so zugleich eine Mahl- und Sägemühle ist. angelegt haben soll. Nach einer anderen Quelle erhielt 1701 ein Mühlenbauer Jakob Gerbrants aus Jemgum (Kreis Leer) den Auftrag zum Bau einer Hollän- dermühle in Papenburg. Vermutlich gehörte er der gleichen Sippe an wie der Erbauer der Bodenburger Mühle.

   In Ostfriesland, was bekanntlich auch zu  Niedersachsen gehört, sind ältere Holländer u.a. in Leer und Emden nach- weisbar. Nach Gleisberg wurde 1670 die erste Holländerwindmühle in Altona erbaut. Aus diesen Hinweisen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit  erheben, wird ersichtlich, daß Superlative, bezogen auf das Alter von Mühlen, trügerisch sein können, da auf diesem Gebiet der Mühlenkunde bei weitem nicht alles erforscht ist.

Auch hat Jürgen Morian sich ausführlich mit den Akten über die Roßmühlen im Staatsarchiv Aurich beschäftigt. Hier ein interessanter Artikel  dazu:

Die letzte Roßmühle in Ostfriesland

(in: Der Mühlstein, regional, Heft 14/1991, S. 7f)

   Roßmühlen - neben Wind- und Wassermühlen früher in vielen Landstrichen weit verbreitet. was heute noch gele- gentlich im Namen "Roßmüller" deutlich wird - gab es vormals auch im windmühlenreichen Ostfriestand. Die wahr- scheinlich letzte  ostfriesische Roßmühle stand Anfang der 30er Jahre unseres Jahrhunderts in dem Emsdorf Leerort bei Leer. 1931 veröffentlichte der Emder Historiker Dr. K.Th. Saul in den "Blättern des Vereins für Heimatschutz und Heimatgeschichte Leer in Ostfriesland e.V.". Heft Nr. 17. S. 347 f. unter der Überschrift "Die alte "Roßmühle" zu Leerort" den folgenden Artikel:

   "In einem Anbau des den Erben von F. N. Krämer gehörenden Hauses zu Leerort befindet sich eine alte Roßmühle. Da sie ein kulturgeschichtlich sehr wichtiges Denkmal ist, versucht der Heimatschulzverein Leer sie zu erwerben. um sie wieder instand setzen zu lassen. Mögen diese Bemühungen, für die sich auch die Provinz interessiert, von Erfolg sein.

   Es handelt sich - wie der Name schon sagt - um eine Mühle, die durch ein  Pferd getrieben wurde. Das Pferd spannte man vor ein Göpelwerk. das zur Hauptsache aus einem oben an einer eichenen, drehbaren Achse ange- brachten Zahnrad besteht. Dieses Rad enthält so viele Zähne wie Tage im Jahr sind. Es steht in Verbindung mit vier um drehbare Eisenstangen herumgelegten kleinen Holzrädern. die ihrerseits mit je vier Paar auf Holzgestellen ruhenden Mahlsteinen verbunden sind. Setzte nun das eingespannte Pferd  das große Rad in Bewegung, so drehten sich die kleineren Räder, in die die Zähne des Hauptrades eingriffen, mit. Diese Drehung der kleinen Räder übertrug sich durch die Eisenstangen auf die Mühlsteine, durch die die Stangen hindurch gingen. Pfeffer, Zimt, Piment, Senfkörner wurden so gemahlen. Ob man die Mühle auch zum Mahlen von Getrei-dekörner verwenden konnte, entzieht sich meiner Kenntnis.

   Das Erbauungsjahr der Mühle läßt sich nicht genau feststellen. Über 200 Jahre aber besteht sie schon, denn um 1725 läßt sich ein Ude Berens als Besitzer feststellen. Ude Berens hat eine von den Generalstaaten der Niederlande ausgestellte Genehmigung zur Ausübung seines Gewerbes erhalten. An einem Querbalken steht: "Anno 1744".  1744 ist für die Leerorter das denkwürdige Jahr der Besitzergreifung Leerorts durch den Preußenkönig Friedrich d. Gr. Sollte der damalige Besitzer der Mühle deswegen diese Jahreszahl angebracht haben?

   Um 1780 ist als Besitzer Wilke Mülder nachweisbar, der Haus und Mühle 1787 in der Waage zu Leer öffentlich zum Verkaufe ausbot. weil er nach Bunde auf die donige Mühle zog. Damals verband sich einer meiner Vorfahren. der um 1755 in Apen geborene Nicolaus Gerhard Berends mit seinem Schwager Jan  Dirks Brinkmann, dem Besitzer des Brinkmannshofes zu Leer, zum Ankauf der Mühle. Nur 10 Jahre sollte F.N. Berends hier sein Gewerbe ausüben. denn am 2.7.1808 ertrank er durch einen Unglücksfall. Sechs Tage später wurde  seine Leiche gefunden. Sein Sohn Focke Nicolaus übernahm die Mühle. Merkwürdigerweise läßt dieser den bei seinem Vater in genetivischer Form hinzugefügten Vatersnamen fallen und nennt sich Müller. Wahrscheinlich wirkte  sich hier das napoleonische Dekret von 18. August 1811 aus, nach dem Jedermann einen Familiennamen führen mußte. Damit hörte der alte Brauch auf, daß die Söhne dem eigenen Namen den des Vaters in genetivischer Form oder  mit der Endung sen. Sohn hinzufügten.

   Focko Nicolaus Müller hatte vier Kinder Nicolaus Gerhard, Hilke, Antje, Johannes. Der jüngste Sohn sollte die Mühle übernehmen, da dieser aber beim Tode seines Vaters erst 12 Jahre alt war, ging die Mühle, zunächst pacht- weise, auf den Mann der älteren Tochter Hilke, Johann Hermann Kramer, über. Da Johannes Müller sich entschloß, zur See zu fahren - er ist als Steuermann in Brasilien verschollen - blieb die Mühle im Besitz der Kramer. In dem Sohne Johann Hermann Kramers, dem den Leerortern noch gut bekannten, erst kürzlich verstorbenen Focko Nico- laus Kramer, haben wir den letzten Besitzer der Mühle, der sie noch zum Mahlen benutzt hat, zu sehen.

Das aus schweren Eichenbohlen bestehende Gebälk, das Dach und Göpelwerk trägt, weist Hochwassermarken auf. Die Besitzer der Mühle haben jedesmal, wenn Sturmfluten Leerort heimgesucht hatten, gewissenhaft angezeigt, wie hoch das Wasser in der Mühle gestanden hat. Die Stellen sind durch Löcher, die man in die Streben der Träger ein- gebohrt hat, gekennzeichnet.

   Neben den Resten der alten Festungswälle und den Kugeln, die man an einem Leerorter Hause wieder, angebracht hat, ist "De rosmolen" wohl noch das einzigste Denkmal aus Leerorts bewegter Vergangenheit, das so gut erhalten auf uns gekommen ist Wenn die Mühle auch nicht für die Hanseaten und die fürstlichen Gäste der Festung in Tätigkeit zu treten brauchte, so mahlte sie doch schon für die niederländische Besatzung, sah das Einrücken preußischer Truppen, erlebte die Fremdherrschaft, die hannoversche Zeit Ostfrieslands, die Gründung des deutschen Reiches, Friedens- jahre, Weltkrieg und Revolution, sie sah aber auch das an Freud und Leid reiche Schicksal ihrer Besitzer an. Wer ein Gefühl für Vergangenheit und Tradition hat, der wird meinen Wunsch verstehen, daß die Mühle der Nachwelt erhalten bleiben möge."

   Nachsatz:

   Die Bemühungen des Heimatschutzvereins Leer, die Leerorter Roßmühle zu erhalten, waren leider nicht von Erfolg gekrönt. Wie ein aus Leerort gebürtiger  Augenzeuge, Herr past. em. Helmuth Doeden, Pewsum, aus der damaligen Zeit zu berichten weiß, bestand die Mühle bis in die Mitte der 30er Jahre unseres Jahrhunderts, dann wurde sie schließlich abgebrochen. An ihrer  Stelle steht heute ein Wohnhaus, und nichts deutet mehr darauf hin, daß hier einst- mals ein kulturhistorisch wichtiges Technikdenkmal Ostfrieslands gestanden hat.

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Funktionsprinzip einer Göpelmühle (Roßmühle) (nach August Ramelli, 1620)

Im Alter von 78 Jahren ist - wie jetzt bekannt wurde - am 4. Septemtber Jürgen Morian aus Rhauderfehn  nach kurzer schwerer Krankheit ver- storben. Bekannt geworden war der gebürtige Essener und pensionierte  Studiendirektor weit über die Gemeindegrenzen hinaus durch seine große Leidenschaft - die Wind- und Wassermühlen. Morian, Vater eines er- wachsenen Sohnes, war 1984 aus Düsseldorf nach Rhauderfehn gezogen und hatte nur kurze Zeit später seine Frau, die an Krebs erkrankt war, verloren. Er engagierte  sich ehrenamtlich in vielen örtlichen Vereinen, so unter anderem in den Mühlenvereinen in Hahnentange und Rhaude sowie im Ostfriesischen Münzverein. Vielen Interessierten übermittelte er sein Wissen durch zahlreiche Veröffentlichungen, Diavorträge sowie Aus- stellungen zum Thema Mühlen in beiden Fehngemeinden sowie in Ede- wecht, Wiefelstede und Quakenbrück. Seinen wohl größten Erfolg feierte er 1999 mit der  Ausstellung "Mühlen im Overledingerland" im Fehn- und Schifffahrtsmuseum in Rhauderfehn. Dort, wo Morian helfen konnte, hat er uneigennützig mit angefaßt. Sein Engagement hat er dabei nie in den Vordergrund gestellt. Gerade deshalb war er in seiner Wahlheimat über- aus beliebt. (Edgar Behrendt im GA v. 18.9.2001)

Jürgen Morian, eifriger Chronist des  Wiederaufbaus der Rhauder Mühle, bei der neuesten Errungenschaft: Durch eine Plexiglasscheibe sind die Mahlsteine zu beobachten. GA-Foto: Schreiber (GA v. 27.5.1998, S. 17)

Nur wenige haben überlebt

 Ausstellung "Mühlen im Overledingerland" von Freitag an im Fehn- und Schiffahrtsmuseum

 (GA v. 10.3.1999)

   RHAUDERFEHN. Über 40 Mühlen drehten ihre Flügel in den vergangenen 400 Jahren im Overledingerland. Die Ausstellung  "Mühlen im Overledingerland", die am Freitag, 12. März, um 19.30 Uhr im Fehn- und Schiffahrtsmuseum Westrhauderfehn mit einem Vortrag von Jürgen Morian eröffnet wird, erinnert daran.

   Sechs Bockwindmühlen sind 1595 in einer Ostfrieslandkarte von Ubbo Emmuis eingezeichnet. Drei Galerieholländer haben das Mühlensterben überlebt: Mitling-Mark, Völlenerfehn und Hahnentange; zwei weitere Mühlen in Burlage  und Rhaude wurden aufgebaut - zwei befinden sich in Backemoor und Idafehn im Wiederaufbau. Alle anderen Mühlen sind verloren.

   Die Ausstellung im Museum stellt den Versuch dar, einiges zu  vermitteln, was in der Vergangenheit das Bild der hiesigen Landschalt prägte und der Bevölkerung Lohn und Brot bedeutete. Grütze und Schrot waren vor der Einführung der Kartoffel Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung.  Deshalb hatte auch fast jedes Dorf seinerzeit eine eigene Mühle.

   Leider geben die Archive der Region oft nur spärliche Aufzeichnungen; Bildmaterial ist selten erhalten. Kaum zu ermessen, welche Schicksale dahinter verborgen sind: Kompetenzstreitigkeiten zwischen Klerus und Fürsten machten den Müllern das Leben oft schwer. Windgeld, im Winter unpassierbare Wege, Mißernten beim Getreide sorgten für Probleme.

   Neben kurzgefaßter Historie der Mühlen in Wort und Bild werden zahlreiche Exponate ausgestellt, die das Thema veranschaulichen sollen. Mühlenrecht und Mülleralltag werden angesprochen und  Gegenstände des täglichen Gebrauchs gezeigt.

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Gerätschaften aus dem Mühlenalltag werden ebenfalls gezeigt. Dreyer-Fotos (in der Ems-Zeitung Papenburg v. 14.3.1999)

Von 40 Mühlen sind nur noch 5 übrig

Ausstellung im Fehnmuseum Rhauderfehn

 Rhauderfehn (dy) - Das Overledingerland war einst eine richtige Mühlenlandschaft: Über 40 dieser Mahlwerke hat es hier einst gegeben. Jürgen Morian aus Rhauderfehn präsentiert jetzt im Fehn- und Schiffahrtsmuseum die Geschichte der Overledinger Windmühlen.

"Bereits auf einer Ostfrieslandkarte von Ubbo Emmius aus dem Jahr 1595 sind sechs Bockwindmühlen zu finden", sagt Morian, der es bedauert, daß lediglich drei Galerieholländer (Mitling-Mark, Völlenerfehn und Hahnentange) erhalten geblieben sind. In Burlage und Rhaude wurden zwei wiederhergestellt, Backemoor und Idafehn haben Chancen, daß auch ihre Mühlen neu aufgebaut werden.

   Wieviel Arbeit das kostet und daß man auch Glück haben muß, weiß Morian aus eigener Erfahrung: Er ist Schriftführer und auch Chronist beim Möhlenkring in Rhaude/Holte.

   Die Ausstellung im Fehn-  und Schiffahrtsmuseum in Rhauderfehn soll dazu beitragen, daß der Nachwelt etwas von dem vermittelt wird, was die Region ausmachte. "Die Mühlen prägten nicht nur die Landschart, sondern bedeuteten auch Lohn und  Brot”. Grütze und Schrot seien in der Zeit vor der Einführung der Kartoffeln die Hauptnahrungsmittel gewesen.

   In seiner Ausstellung geht Morian auf das Mühlenrecht und den Mülleralltag ein, präsentiert alte Fotos und Dokumente, daneben aber auch Gebrauchsgegenstände. Zusätzlich werden im Museum auch Porzellantassen und -teller mit Mühlenmotiven gezeigt. Die Präsentation geht bis zum Mai und gibt einen  guten Einblick in die Entwicklung des Mühlenwesens der gesamten Region.

Johann Meinders ist auch zukünftig für die Mühle Rhaude/Holte da.

Heino Schaf (stehend) ist neuer Vorsitzender des Möhlenkrings, Jürgen Morian (links) bleibt Schriftführer, Heinz Hanken und Rudolf Meyer (rechts) sind stellvertretende Vorsitzende.                                         (Dreyer-Fotos im EL/So v. 21.3.1999)

Heino Schaf übernimmt Führung des Möhlenkrings Rhaude/Holte

Mühle ein Schmuckstück der Gemeinde

 Rhaude/Holte (dy) - Johann Meinders standen die Tränen in den Augen, als er den Vorsitz   des   Möhlenkrings Rhaude/Holte in der vergangenen Woche abgab: "Aber mein landwirtschaftlicher Betrieb nimmt mich voll in Anspruch", sagte er. Sein bisheriger Stellvertreter Heino Schaf wurde von der  Mitgliederversammlung zum neuen Vorsitzenden gewählt.

   Seit Gründung des Möhlenkrings Rhaude/Holte war Meinders Vorsitzender. Seine  Familie hatte den Mühlenstumpf vor einigen Jahren an die Gemeinde verkauft. Und mit sehr viel Engagement machte man sich daran, die Mühle wieder herzustellen. Nachdem das in mehreren Etappen geschafft war und die  Mühlenflügel sich jetzt wieder drehen, ist die Arbeit im Verein aber längst nicht beendet.

   Stolz ist man in Rhaude/Holte darauf, daß immer wieder Besucher kommen, die sich die voll funktionsfähige Mühle zeigen lassen wollen. Meinders wird dem Verein auch zukünftig dafür zur Verfügung stehen, wie er sagte. Das ist auch gut so, denn er und seine Familie haben die Mühle nicht nur direkt an der  Hoftürstehen: Die Besucher werden ihn immer wieder ansprechen und um Erklärungen bitten.

   Einstimmig wählte die Versammlung Heino Schaf zu seinem Nachfolger. Heinz Hanken und Rudolf Meyer wurden  Stellvertreter, Jürgen Morian bleibt Schriftführer, Fokko Janssen ist sein Stellvertreter. Erika Eden ist fürdie Kasse verantwortlich, Erika Behrends ihre Stellvertreterin. Fokko Janssen ist auch weiterhin "Bauleiter", und Joachim Heyer fungiert als Mühlenwart.

   Bürgermeister Herbert Broich und Amtmann Helwig Weber (er ist Geschäftsführer der Hahnentanger Mühle) bescheinigten den Mitgliedern des Möhlenkrings Rhaude/Holte eine hervorragende Arbeit. Die Gemeinde Rhauder- fehn habe mit der Rhauder Mühle ein echtes Schmuckstück, das sich auch im Rahmen des Fremdenverkehrs sehr gut einsetzen lasse, so Broich. "Es war ein Glücksfall für die Gemeinde", meinte der Bürgermeister: "Ihr hattet einen Traum und habt ihn wahrgemacht."

 Am Freitag, den 5. Oktober versammelten sich bei strahlendem Sonnenschein etwa 50 Freunde, Nachbarn, Bekannte und Vereinsmitglieder bei der Kapelle Hahnentange in Rhauderfehn und wollten Abschied nehmen von Jürgen Morian. Besonders hervorzuheben ist das Engagement von Pastor Kutsche (jetzt Rhaude), der es sich - trotz jeglicher fehlender Information - nicht nehmen ließ, seinem ehemaligen Kirchenmitglied den letzten Segen am Grabe zu spenden! Neben den  Blumengebinden u.a. des Münzvereins (auch Herr Stennei als Regionalvertreter der Niedersächsischen Mühlenvereinigung war gekommen sowie Gemeindedirektor Jörg Furch für den Rhauderfehner Kulturring) ist besonders die  sehr gefühlsbetont vorgetragene Ansprache durch Johann Meinders von der Mühle Rhaude hervorzuheben:

"Verehrte Trauernde!

    Wir müssen heute Abschied nehmen von Jürgen Morian. Jürgen hat sich während der Zeit, wo er hier in Rhauderfehn wohnte, sehr um die kulturellen Belange unsrer näheren Umgebung eingesetzt. An vielen  Veranstaltungen des Kulturringes, des Heimatvereins sowie des Kunstkreises hat er aktiv und mit großer Leidenschaft teilgenommen.

   Ganz besonders aber war er fasziniert von den vielen  Windmühlen, die die ostfriesische Landschaft prägen. Hier hat er seine ganze Schaffenskraft und Freizeit eingebracht. Auch der Niedersächsische Mühlenverband wußte sein Wissen auf dem Gebiet der Wind- und Wassermühlen zu schätzen.

   Der Möhlenkring Rhaude-Holte kann stolz sein, Jürgen Morian in seinen Reihen gehabt zu haben. Als Schriftführer in unserm Verein hat er sich stark engagiert. Breiten Raum nahmen  aber auch die Dokumentationen des Wiederaufbaus der Rhauder Mühle in Wort und Bild ein. Auch war er bis zuletzt mit der schwierigen Aufgabe beschäftigt, aus den im Staatsarchiv Aurich vorhandenen Akten eine fundierte Chronik zu erstellen, die kurz vor der Vollendung stand.

   Fast täglich tauchte Jürgen bei der Mühle auf, um zu fotografieren und damit jede Veranstaltung im Bild festzuhalten. Immer wieder fragte er nach Einzelheiten über die Geschichte der Mühle, womit sich natürlich auch eine sehr enge und freundschaftliche Verbindung zu unserer (Müller)Familie herausbildete.

   Mit großem  Sachverstand konnte Jürgen den Gästen die Mühle von außen und innen erklären. Dabei legte er natürlich Wert darauf, die verschiedensten Stellungen des Mühlenkreuzes zu veranschaulichen. Ihm zu Ehren haben wir nach seinem Ableben für eine Woche und auch am heutigen Tage die Flügel der Rhauder Mühle in Trauer gestellt.

Danke, Jürgen!

(Der Möhlenkring möchte Sie alle im Anschluß an die Trauerfeier zu einer Tasse Tee in die von Jürgen so geschätzte Rhauder Mühle einladen.)

Ist das alles, was von einem Menschen übrigbleibt?

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