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Reena Carsjens (17) aus Aurich findet ihren Namen toll. Die Schülerin wird höchstens im Urlaub

mal auf ihren ostfriesischen Vornamen angesprochen.

Broer Broers (20) aus Detern muss den Behörden seinen Namen häufig buchstabieren. Der Lkw-Mechaniker mag Namen wie Wübbo und Teelke.

Keno Roskam (17) aus Aurich wurde in den USA einfach Ken genannt. Sein Vorname stammt von dem ostfriesichen Häuptling Keno tom Brook.

Dieke Bildhoff (15) aus  Rhau derfehn findet seinen Namen okay. Er meint, ostfriesische Vornamen sind heute nicht mehr zeitgemäß.

Fotos: van Dieken

Namensgebung einst und jetzt

Heimatforscher hat über 40 000 Namen gesammelt

Von Dieke van Dieken (OZ v. 24.11.2000)

   In Ostfriesland wurden die Kinder häufig nach Familienangehörigen benannt. "Der erste Sohn bekam den Vornamen des Großvaters als seinen eigenen und den Vornamen des Vaters als Nachnamen", erklärt Manno Peters Tammena. Vereinfacht gesagt, der Sohn von Bonne Ennen hieß Enne Bonnen. So blieben bestimmte Namen über Jahrhunderte in der Familie. Namen wie Harm Harms, Focke Focken oder Didde Diddens folgen ebenfalls dieser Tradition.

   Auch als in Ostfriesland feste Familiennamen eingeführt wurden, setzten viele Ostfriesen diesen Brauch fort. Nun hatten die Leute einen Zwischennamen. Hieß der Vater Wiard Janssen Poppinga, war der Name seines Sohnes Jan Wiards  Poppinga. Diese Namengebung ist laut Tammena nur noch in Ostfriesland erlaubt. "Da die Namen an das Plattdeutsche gekoppelt sind, werden sie wohl irgendwann mit der Sprache verschwinden", glaubt der Forscher.

   Frauennamen wie Tholette, Zitze oder Heroine findet auch Manno Peters Tammena nicht mehr zeitgemäß. Affe, Pupt und Schiele für Männer ebenso wenig. Der Nortmoorer Namenforscher hat in den letzten 50 Jahren über 40 000 Namen aus dem ostfriesischen Raum gesammelt. "Eike und Frauke sind ebenfalls  friesischen  Ursprungs und inzwischen in ganz Deutschland beliebt", erklärt der ehemalige  Lehrer.

   Und wie sagte auch noch ein Ostfriese, angesprochen auf seinen Vornamen: "Meine Kinder heißen erst dann Rene und Denise, wenn die Franzosen ihre Kinder Harm und Theda nennen."

Zwischen Keno und Kevin

Den Jugendlichen gefallen ihre ostfriesischen Vornamen

   Vornamen sollen schön klingen und etwas Besonderes sein. In Ostfriesland ist die Auswahl grenzenlos. Okka, Klaas und Tjark liest man bei den Geburtsanzeigen  immer seltener. Statt dessen werden Michelle, Kevin oder Sascha gerne mal mit Nachnamen wie Janssen, Harms und de Vries kombiniert. Wie fühlen sich Jugendliche, die traditionelle ostfriesische Vornamen tragen? Und sind  sie damit zufrieden?

   "Ich finde meinen Namen toll", sagt Reena Carsjens. Die Schreibweise mit doppeltem E ist eher selten, aber die Ehefrau eines Backstreet Boys heißt ebenfalls so wie die 17-jährige Auricherin.

Bei Broer Broers haben Opa und Onkel den gleichen Namen. Der Lkw-Mechaniker aus Detern meint: "Den Behörden muß ich meinen Namen schon mal buchstabieren." Ältere  Leute sind von seinem Namen meist begeistert. Stundenlang darüber zu reden, empfindet der 20Jährige eher als "nervig". Als Kind war Broer von seinem Vornamen nicht so begeistert, inzwischen gefällt er ihm sehr gut. Sollte er später eigene Kinder haben, würde er ihnen ebenfalls ostfriesische Namen geben. "Teelke un Wübbo, dat klingt doch moi", sagt Broer.

    Der Meinung sind wohl nicht  alle, denn Spitzenreiter in der Vornamensstatistik des Standesamtes Leer sind Marie und Nico. Namen wie Amke oder Marten sind erst ab Platz 20 zu finden. Im Landkreis Aurich sieht es ähnlich aus. Vereinzelt tauchen mal eine Kea oder ein Onno auf. Keno Roskam aus Aurich ist froh, dass seine Eltern ihn nach dem alten ostfriesischen Häuptling benannt haben. Probleme hat der 17-Jährige mit dem Vornamen eigentlich nie gehabt. "Nur als  ich in den USA war, haben mich die Amerikaner kurzerhand in Ken umgetauft", erzählt der Schüler.

   Für Namen, die sowohl Mädchen als auch Jungen tragen können, haben die Standesbeamten ein Internationales Buch der Vornamen. "Soll ein Kind Eike, Renke oder Tomke heißen, muss ein zweiter, eindeutig männlicher oder weiblicher Name dazu", so der Standesbeamte Reemt Baumann. Selbst Rieke war in  Ostfriesland früher ein gängiger Männername. "Ich kannte mal jemanden, der hieß Rieke", erzählt Baumann.

   Dieke Bildhoff heißt mit zweitem Namen Daniel. Er findet seinen Vornamen okay.  Allerdings meint der Rhauderfehntjer,   ostfriesische Namen seien nicht mehr zeitgemäß. "Wenn man mal außerhalb von Ostfriesland lebt, ist es schon besser, man hat einen .normalen deutschen Vornamen", so der 15-jährige Schüler.

 

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