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Wenn die Moorhantjes sich vor oder nach ihrer sommerlichen Akkord-Torfstukerei bei der Außenstelle des Arbeitsamtes in Westrhauderfehn  arbeitslos meldeten (Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre - es gab damals kaum Arbeitskräfte in Deutschland!) wurden die saisonalen Torfarbeiterinnen vielfach an die Leerer Heringsfischrei AG vermittelt, die dringend  weibliche Arbeitskräfte zum Ausnahmen und Einlegen der Heringe benötigten. Diese Arbeit wurde ungern angenommen, da die Mädchen trotz aller Wascherei wochenlang nach Fisch rochen.

Die Schlepp-Netze wurden sorgsam in den vorderen Laderäumen der Logger verstaut.

Auf dem Netzboden der Heringsfischerei wurden die Näharbeiten ständig kritisch überwacht! (Männerarbeit!)

Das Spleißen von Reeps (Taue, Seile) und befestigen an den Netzen erforderte handwerkliches Geschick.

Erstes Jahr – und schon Heringskönig

 Weert Möhlmann und seine Crew mit 14 502 Kantjes

(GA v. 27.12.1955)

  LEER/EMDEN. In Leer und Emden haben wieder alle Logger am Kai der  Hafeneinschnitte bei den Herings- fischereien festgemacht. Nach den Ladungen wandern die Ausrüstungen von den Schiffen in die Hallen, um für das nächste Jahr instandgesetzt und aufbewahrt zu werden. Fast 1000 Männer verließen mit ihren Seesäcken die Planken, die ihnen für sieben Monate und mehr Heimat und Wohnung bedeuteten, und ruhen aus.

  Der ostfriesische Heringsfang war in diesem Jahre so erfolgreich wie selten zuvor. Die Leeraner Heringsfischerei, die Emder Heringsfischerei und die Emder Heringsfischerei Großer Kurfürst fingen zusammen 352 018 Kantjes, das sind fast 26,5 Millionen Kilogramm Heringe. Dabei entfallen auf  die 19 Schiffe aus Leer 132 913, auf die 32 Schiffe aus Emden 219 105 Kantjes.

Nimmt man den Durchschnitt der gesamten Flotte, dann brachte jedes Schiff 6784 Kantjes an.

An die Spitze der  ostfriesischen Heringsfänger konnte sich in diesem Jahre Kapitän Weert Möhlmann mit dem Emder Logger "G. M. Daneker" setzen, der sein erstes Fangjahr absolvierte. Auf neun Reisen brachte das Schiff 14502  Kantjes ein und hat damit seinem Kapitän die Würde des Heringskönigs der deutschen Loggerflotte eingetragen. Der bisherige langjährige Heringskönig, Kapitän Harm Wiese von dem Leeraner Logger "Justizrat Klaassen", rückt an die Stelle des Vizekönigs, denn er brachte mit seinem Schiff von neun Reisen 13339 Kantjes zurück.

  Der Wettlauf der beiden Schiffe ist also recht knapp ausgegangen, er zeigt jedoch für alle Logger, welches ungeheure Maß von Arbeit, Tüchtigkeit, Geschicklichkeit, Können und Glück notwendig ist, um eine solche lange Fangzeit von Schottland bis zum Kanal monatelang ohne Verlust durchzuhalten.

  Im nächsten Jahr dürfte der Wettbewerb nicht weniger scharf sein. Wieder treten nämlich zu den später in Fahrt gekommenen neuen Schiffen des Jahres 1955 fünf Neubauten, zwei von der Werft Meyer,  Papenburg für Leer und drei von Schulte & Bruns, Emden für Emden, und sie alle werden sich bemühen, den Fangrekord zu erzielen.

Günther Drexhage war jahrelang Matrose. Über die "goldenen Zeiten" ostfriesischer Heringsfischereien hat der heute  59jährige Ostfriese einiges zu berichten.  Auf verschiedenen Loggern und Fischdampfern fuhr er zur See. Das Foto zeigt ihn beim Auswurf des Fang-Geschirrs. Foto:privat

"Bei jedem Frühstück  gab es Bratheringe"

Günther Drexhage berichtet über seine Zeit als Matrose bei den Heringsfischern.

 TICHELWARF. Die großen Zeiten, in denen sich ostfriesische Fischereien dem Heringsfang verschrieben, sind lange vorbei.  "Bedauerlicherweise", sagt Günther Drexhage. Der heute 59jährige Rentner aus Tichelwarf war einer der jüngsten Matrosen, die sich in den fünfziger Jahren aufs große weite Meer hinaus begaben, um Fische an Land  zu ziehen. Im zarten Alter von 16 Jahren heuerte er auf dem Motorlogger "Hanna" der Leeraner Heringsfischerei an. Über diese Zeit weiß Drexhage einiges zu berichten.

   In Ostfriesland habe es damals eine ganze Reihe von Heringsfischereien gegeben. Die Hochburg Emden hatte gleich vier Betriebe  vorzuweisen,  die  "Emder Heringsfischerei", den "Großen Kurfürsten" sowie die Fischereien "Dollart" und "Neptun". Auf sogenannten Loggern und Fischdampfern hat Drexhage im Laufe seiner Zeit als  Matrose gearbeitet:

   Eine sehr schöne Zeit habe er vor allem auf dem Logger "Hanna" verbracht. "Ich erinnere mich heute noch die damalige Besatzung", sagt Günther Drexhage.  Das Gros der Seeleute um Kapitän Friedrich Wilharm sei aus Bücke- burg gekommen.

   Insgesamt achtzehn Personen wurden beschäftigt: Kapitän, Steuermann, Bestmann, l. und 2. Maschinist, Koch, ein  Reepschießer, zwei Jüngste, zwei Außen und sieben Matrosen.

   Neun Reisen habe er im Jahr 1956 mitgemacht. Die erste ging zu den Shettlandinseln, weitere folgten nach West- Grönland oder  Neufundland. Die letzte Tour führte die "Hanna" im Dezember in den Ärmelkanal. Die Verpflegung an Bord ließ derweil Abwechslung vermissen: Zu jedem Frühstück gab es Bratheringe" erinnert sich Drexhage. Richtig gelitten habe er jedoch auf der zweiten Fangreise: Mit starken Zahnschmerzen konfrontiert, mußte er der Matrose in ärztliche Obhut auf das Fischereischutzboot "Meerkatze" begeben. "Der Arzt  schaute mir in den Mund und sagte, der Zahn muß raus". Die ganze Aktion geschah dann ohne Spritze, die Schmerzen wurden immer stärker. "Da haben wir wohl den falschen Zahn erwischt", stellte der Arzt zwei  Tage später fest.

   In den nächsten Jahren wechselte Günther Drexhage auf größere Fischdampfer. Die "Essen", ein Fischereimotor- schiff der Hochseefischerei Nordsee bildete mit 725  Bruttoregistertonnen und damals bahnbrechenden technischen Veränderungen eine Vorstufe zum Fangfabrikschiff. Als einziger Ostfriese gehörte Drexhage zur Crew um Kapitän Otto Lücht aus Nordenham. Die erste Fangreise  führte die "Essen" für vier Tage nach Neufundland. 6000 Korb Kabeljau wurden gefangen und anschließend im britischen Grimsby per Auktion verkauft. Der Lohn bestand aus einer Grundheuer und einer Beteiligung am  Fang. Entsprechend wichtig für die Stimmung in der Mannschart war es, daß der Kapitän "eine gute Fischnase hatte", so Drexhage. Das Weihnachts- geld war damals sehr hoch: "Vierhundert Mark gab es an  Heiligabend", sagt der Seemann.

   Auch auf dem Fischdampfer "Wolfsburg" heuerte der Ostfriese zeitweise an. "Vor den norwegischen Küsten gab es viel Fisch, aber auch viel  Arbeit", weiß Günther Drexhage zu berichten. Nach jedem Einholen mußten die Netze geflickt werden, da der Meeresgrund mit unzähligen Kriegswracks übersät war.

   Eine kleine Anekdote hat  Günther Drexhage auch aus dieser Zeit auf Lager: Vom ersten Ausflug per Taxi ins Tanzlokal mußte die Crew schwer enttäuscht zurückkehren: Es gab weder Bier noch Schnaps.

   Die Schiffsdampfer  "Wolfsburg" und "Speyer", die Logger "Rudolf Wend", "Johann Schulte" und "Peter Wessels" zählten zu den weiteren beruflichen Stationen von Drexhage. Im Anschluß an die Zeit bei den Heringsfischern blieb der Familienvater aus privaten Gründen an Land. Nach einigen Jahren bei den Olympia-Werken in Leer und bei der Papenburger Meyer-Werft bezieht er heute die Seemannsrente. -edb

 

Siehe auch: M.T.Heinze, Weiter geht die Jagd nach dem jungfräulichen Hering im Fehntjer Kurier v. 18.4.1991, S. 9

Siehe: Michael Till Heinze, “Hering! Hering”, in: Ostfriesland Journal Nr. 5/1991, S. 6ff

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