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Hier kommen alle Handwerker hin, vom Schmied bis zum Schneider, vom Schlachter bis zum Stellmacher, vom Bäcker bis zum  Mechaniker.

Blockmacher Tiedeken

Pannebacker Kluin

Schiffsbaumeister Andreas Harms

Fahrradmechaniker Junker

Überall auf den Dörfern und Fehnen gab es Hausschlachter und Fleischbeschauer (siehe auch meinen Artikel im FK über das Hausschlachten). Leider habe ich bis auf den heutigen Tag keine Liste gefunden, weder der Hausschlachter noch der Trichinenschauer. (In Backemoor war es Masmann, in Altburlage Niehues). (Siehe dazu auch die unhaltbaren Zustände eines Hausschlachters in Wittensand: unveröffentlichtes Manuskript des Autors.)

100 Jahre Fleischbeschau

(Aus der Zeitschrift “Niedersachsen”, November 2000, Seite 25 )

   Am 3. Juni 1900 verordnete Kaiser Wilhelm II. ein "Gesetz, betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau". Darin wurde festgelegt, daß alle Schlachttiere vor und nach der Schlachtung einer amtlichen Untersuchung unter-  zogen werden müssen.   Robert von Ostertag, Inhaber eines Lehrstuhles für Nahrungsmittelkunde und Hygiene an der  Tierärztlichen Hochschule Berlin, gilt als Vater dieser Maßnahme. Aber der Fleischmarkt  wurde auch schon früher überwacht.

   Beispielsweise von Papst Gegor III. Der schrieb im Jahr 732 an seinen Missionar Bonifatius: "Du hast einigen erlaubt, das Fleisch von wilden Pferden zu essen, den meisten auch das von zah- men.Von nun an, heiligster Bruder, gestatte ich dies auf  keine Weise mehr." Die Germanen scherten sich aber wenig um diese Anordnung und aßen Pferdefleisch bis ins hohe  Mittelalter.

   Die ersten öffentlichen Schlachthäuser führte Napoleon im Jahr 1807 ein. Er wollte damit den Markt ordnen und Fleischversorgung, insbesondere für sein Heer, sicherstellen. Der  Zwang zu Schlachthäusern wurde von vielen anderen Ländern übernommen.

   Im Jahr 1868 erließ Preußen ein Gesetz "betreffen der Errichtung öffentlicher, ausschließlich zu benutzender  Schlachthäuser". Inzwischen war nämlich der Zusammenhang zwischen finnenbefallenem Rindfleisch, trichinel- lösen Schweinen und menschlicher Krankheit erkannt worden.

   Die Tierärztlichen  Hochschulen nahmen das Fach "Animalische Viktualienschau" in den Lehrplan auf. Zwischen dem Ersten und dem Zeiten Weltkrieg wurde der Untersuchungszwang bei Hausschlachtungen eingeführt, wurden auch die  Freibänke zur Vermarktung von qualitätsgemindertem und deshalb abgekochtem Fleisch eingeführt.

   Im Jahr 1986 löste das Fleischhygienegesetz das alte Fleischbeschaugesetz ab. Seither wird feiner untersucht. Die Trichinenuntersuchung beispielsweise wird zwar wie früher mit dem Trichinoskop getätigt, aber zur Kontrolle geht eine Probe ans Kreisveterinäramt, das eine zweite Untersuchung   nach der Verdauungsmethode anstellt: Dazu wird die Fleischprobe zerkleinert und unter menschen-magenähnlichen Verhältnissen maschinell verdaut. Dann guckt man, was dabei herauskommt.

Um die Jahrhundertwende hatte der Klempner Eilts in diesem Haus im Untenende einen Laden und Dr. Hansen, ein prakt. Arzt, wohnte dort. Daneben die Blockmacherei von Tiedeken, jetzt Bäckerei Trey. Im Hintergrund sieht man den Zaun des damaligen Schulhofes der Untenender Schule.(S. 18 in "225 Jahre Das Rhauderfehn" Reprint 1994)

Bernhards Haus, in dem um die Jahrhundertwende Klempner Eilts einen Laden hatte und Dr. Hansen, ein prakt. Arzt, wohnte. Daneben die Blockmacherei von Tiedeken, jetzt Textil- und Modehaus R. Th. Aden. Im Hintergrund sieht man den Zaun des damaligen Schulhofes der Untenender Schule. (200 Jahre das Rhauderfehn, S.27)

Schiffsausrüstbetriebe

Ludwig Nannen, Westrhauderfehn (in: 200 Jahre Das Rhauderfehn, S. 199f)

 Genau so, wie heute die Werften auf Ausrüstungs- und Zubringerbetriebe angewiesen sind, waren es früher auch die Segelschiffswerften.

   Segel werden bekanntlich mit Hilfe von Rollen, die sich in einem Holzgehäuse befinden - die sogenannten Schiffs- blöcke - bedient. Je  nach Schiffsgröße  gibt es nicht nur große und kleine Blöcke mit einer oder mehreren  Scheibenrollen,  sondern  die Blöcke sind je nach dem Verwendungszweck alle verschieden. Solche Blöcke, die sowohl bei nassem Wetter als auch bei tropischer Hitze voll funktionsfähig bleiben müssen, werden aus ausge- suchten Edelhölzern angefertigt. Sie bestehen aus mehrereh Einzelteilen. Mancher Arbeitsgang ist erforderlich, bevor in der Schmiede ein  Block seinen Beschlag (Halterung, Achsen und dergl.) erhält und erst dann als Fertigstück zusammen- gebaut werden kann.

   Obwohl früher ein ständiger Bedarf an Schiffsblöcken vorhanden war, gab es relativ wenige Blockmacherei- Betriebe. Der große Arbeitsaufwand mit den überwiegend manuellen Bearbeitungsmethoden mögen viele Holzbe- arbeitungswerke davon  abgehalten haben.

In Schiffahrtskreisen und bei den hiesigen Werften wurde es deshalb lebhaft begrüßt, als der Sägereibesitzer und Blockmacher Conrad Tiedeken, der in Westrhauderfehn am Untenende seit 1895 eine Sägerei unterhielt, seinen Betrieb  erheblich  vergrößerte,   um Schiffsblöcke  und  andere  hölzerne Gegenstände für die Schiffsausrüstung anzufertigen.

   Da das vorhandene Gelände am Untenende eine Ausweitung der Betriebsanlagen nicht zuließ, wurde der gesamte Betrieb im Jahre 1910 zum Langholter Meer verlegt. Das Unternehmen wurde nach den damals modernsten  Gesichtspunkten aufgebaut. Neben der Dampfsägerei wurde die Blockbau-Anlage mit eigener Schmiede einge- richtet. Außerdem fertigte man in der Holzbearbeitungshalle mit Stellmacherei eine Reihe Spezialartikel für den  Schiffsausrüstungsbedarf an wie Ruderriemen, Spillbekleidungen, hölzerne Schiffspumpen usw.

Durch Fehntjer Schiffer wurde die Firma Tiedeken schnell überall bekannt. Die Inhaber Bernhard und Johannes  Tiedeken belieferten bald auswärtige Takelfirmen,  größere   Schiffsausrüstungsbetriebe, Reedereien und Fischerei- gesellschaften mit ihren Erzeugnissen. Bei" den Fischereien waren es die sogenannten Brailpfropfen und Treibhölzer, die in der Treibnetzfischerei Verwendung fanden.

   Auf der Deutschen Fischerei-Messe 1922 in Geestemünde wurden die Erzeugnisse der Firma Tiedeken ausge- zeichnet mit der Ehrenmedaille für verdienstvolle Leistung. Über 25 Jahre belieferte die Firma Fischereigesell- schaften und Reedereien mit Ausrüstungsbedarf.

   Die Belieferung beschränkte sich nicht nur  auf Fehntjer Schiffe und Fischereifahrzeuge, sondern auch Großsegler mit riesigen Takelagen wurden mit mit Tiedekens Blöcken ausgerüstet.

Nachdem Materialtests ergeben hatten, daß die Blöcke jeder Beanspruchung gewachsen, wetterbeständig und für jedes Klima geeignet erschienen, wurden auch die Marine-Segelschulschiffe "Deutschland" und "Gorch Fock" mit Tiedekens Blöcken ausgerüstet.

   Blockmachereien - Segelmachereien und alles, was damit zusammenhängt, gehört heute fast ganz der Vergangen- heit an. Für unsere Heimat waren die genannten Betriebe einst von Bedeutung. Sie schufen mit an der Entwicklung des Rhauderfehn.

Über den Pannebacker Kluin und die weiteren Mieter/Besitzer diese Hauses folgt demnächst mehr Information (in Bearbeitung).

Kauf und Übertragungsvertrag

 Der Schiffsbaumeister Andreas Harms zu Westrhauderfehn, als Veräußerer,

und

dessen ehelicher Sohn Schiffszimmermann Albert Harms zu Westrhauderfehn, als Erwerber, schlossen wohlbedächtigt den folgenden Kauf- und Übertragungsvertrag und vollzogen denselben damit in privatschriftlicher Form.

1.

Veräußerer ist eingetragener Eigenthümer des im Grundbuch von Westrhauderfehn Band XI, Blatt No.401 registrirten, mit zwei Hellingen und mit einem Backhause bebauten Grundbesitzes; diesen Grundbesitz mit Zubehör und allen vorhandenen  Geräthschaften verkauft und überträgt derselbe dem Erwerber unter den folgenden Bedingungen.

2.

Grundbesitz mit Zubehör und Geräthschaften sind dem Erwerber in augenscheinlicher Lage übertragen; eine Gewähr wegen Größe, Grenzen und Beschaffenheit wird nicht geleistet; die Karten und die Güterauszüge des Königlichen Katasteramts sollen diesbezüglich maßgebend und rechtsverbimdlich sein. Die Übergabe soll mit Unterschrift dieses Vertrages bezw. mit der gerichtlichen oder notariellen Anerkennung desselben als vollzogen gelten. Das Eigenthum soll dem Erwerber durch Auflassung übertragen werden.

3.

Veräußerer reservirt sich zeitlebens die Nutzung des Grundbesitzes sowie auf den vorhandenen Hellingen und Geräthschaften und verpflichtet sich, während der eigenen Nutzung derselben alles im guten brauchbaren Stande zu erhalten und abgenutzte Gegenstände durch neue und brauchbare zu ersetzen.

Erwerber soll dies vorbehaltene Reservat für den Veräußerer sicher stellen und beantragt damit, die  Eintragung desselben zu Gunsten des Veräußerers in das Grundbuch.

Veräußerer liefert dem Erwerber ein schuldnenfreies Blatt in das Grundbuch hinsichtlich der III.Abtheilung.

4.

 Der veraccordirte Kauffschilling bzw. Erwerbspreis brträgt dreitausend Mark (:3.000 M). Dieser Erwerbspreis soll, solange Veräußerer die Nutzung des Grundbesitzes und der mitübertragenen Utensilien ausübt, zinslos unter  dem Erwerber beruhen bleiben. Dieser soll dafür zu Gunsten des Veräußerers sofort bei der gerichtlichen Auflassung Hypothek bestellen.

Möchte Veräußerer aus irgend einem Grunde schon zu seiner Lebzeit dem  Erwerber die vorbehaltenen Nutzung zur eigenen Ausübung übertragen, dann soll dieser den Erwerbspreis von Stund an mit jährlich vier procent verzinsen und nach einer dreimonatlichen Kündigung an den Veräußerer auszahlen.

5.

Der Konsens der Rhauderfehn=Gesellschaft bleibt vorbehalten.

Nach Vor- und Durchlesung beiderseits genehmigt und zum Zeichen dessen unterschrieben wie folgt.

 Westrhauderfehn, den 28.Juli 1910

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Kurt Jansen wurde in Emden geboren. Aufgewachsen ist er in Rhauderfehn, wo sein Vater Martin Jansen zusammen mit Karl  Kronenberg 1926 das Schiffbauunternehmen gegründet hat. Anfang der 50er Jahre wurde die Werft nach Leer verlegt, um größere Aufträge annehmen zu können. GA-Foto: Schneider-Berents

GA / 04.05.2002

Kurt Jansen aus Leer

Vor 15 Jahren musste der Werftchef von seinem Lebenswerk Abschied nehmen

Von Christine Schneider-Berents

   LEER. Vor 15 Jahren im April begann für die rund 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Martin Jansen GmbH & Co. KG, Schiffswerft und Maschinenfabrik Leer/Ostfriesland eine schwere Zeit. Erst war es "nur" ein Auftragsmangel, der die Belegschaft des Traditionsunternehmens beunruhigte.  Einige Monate später, am 1. Juli 1987, wurde das Konkursverfahren eröffnet. Alle Rettungsversuche waren damit fehlgeschlagen. Die der Beschäftigten und die der Firmenleitung. Der ehemalige Seniorchef Kurt Jansen erinnert sich an die Ereignisse, die zum Untergang seines Betriebes geführt haben, als sei es erst gestern gewesen.

   "Das war wirklich eine schlimme Zeit. Auch für mich", beginnt Jansen den Rückblick auf die Geschehnisse, die zum Konkurs seines Unternehmens geführt haben und durch die sein persönlicher Ruf Schaden genommen hat. "Das waren Umstände, die wünscht man niemandem", sagt der 81-Jährige.

   Nach so vielen Jahren kann er inzwischen gut mit alledem umgehen und darüber sprechen. Auch das Verhältnis zu seinen ehemaligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen scheint ungetrübt.  Mehrmals im Jahr treffen sich die Kollegen von einst, um über vergangene Zeiten zu reden. Dazu eingeladen wird dann oft auch der alte Chef. Die seinerzeit in einer schweren Existenzkrise gewachsene Solidargemeinschaft hat sich ihren Zusammenhalt bis heute bewahrt. Kurt Jansen wird von ihr nicht ausgeschlossen. Diese alte Mannschaft, urteilt er respektvoll, sei schon etwas ganz Besonderes.

   Dabei hätten die  Leute allen Grund gehabt, ihm auf lange Sicht böse zu sein. Sie haben nicht nur ihren Arbeitsplatz verloren. Sie mussten auch annehmen, dass die damalige Firmenleitung für den ganzen Schlamassel verantwortlich war.  "Dabei bin ich ja selbst von den Ereignissen überrollt worden. Mehrere unglückliche Umstände sind da zusammengekommen", erklärt Kurt Jansen seine Sicht der Dinge.    "Mit der Qualität  unserer Arbeit schlagen wir die ausländische Konkurrenz um Längen. Nur der Subventionsvorteil unserer ausländischen Wettbewerber verhindert, dass wir unsere Werftarbeiter auf Jahre hinaus beschäftigen können." Diese Auffassung vertrat der Unternehmer noch Anfang April 1987 anlässlich seiner Wahl zum Präsidenten des neu gegründeten Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik.

   Wenige Tage später  berichteten die Zeitungen davon, dass allein in Niedersachsen zwischen 800 und 1000 Arbeitsplätze in der Werftindustrie wegfallen müssen, um die Branche zukunftssicher zu machen. Am 27. April war im General-Anzeiger über die Jansen-Werft zu lesen: "Die Geschäftsleitung hat mit Datum vom 21. April 1987 beim Präsidenten des Landesarbeitsamtes Hannover eine Massenentlassung von rund 150 Arbeitnehmern zu den nächstmöglichen  Terminen beantragt."

   Ende des Jahres sollte die seinerzeit noch im Bau befindliche Fähre für die mittelamerikanische Inselrepublik Trinidad und Tobago fertig sein. Ein Anschlussauftrag war  nicht in Sicht. Die Verhandlungen mit einem iranischen Kunden gestalteten sich schwierig. Hinzu kam das Problem, dass die Werft ihre Bauten bis zur Abnahme durch den neuen Eigner zwischenfinanzieren musste. Dafür benötigte sie Kredite. Im Fall der Trinidad-Fähre war das nicht anders.

   Doch damit nahm das Desaster seinen Lauf. In Hannover bemühte sich die Unternehmensleitung um eine Landesbürgschaft. Bei  der Prüfung der Geschäftsberichte stellte sich jedoch heraus, daß die Bilanzen gefälscht und manipuliert worden waren und um rund 7,5 Millionen hätten korrigiert werden müssen. Der dafür Verantwortliche war schnell ausgemacht, doch "mir wurde nicht geglaubt, daß ich von alledem nichts gewußt habe. Mein Wort galt nichts mehr. Die Menschen hatten ihr Vertrauen zu mir verloren.Das war eine Situation, die kann man nicht beschreiben", so Jansen. Auch nicht aus der Distanz heraus.

   Den Abstand zu den Ereignissen von damals hat er sich inzwischen geschaffen: "Als alles vorbei war, da habe ich erst  einmal einen sehr langen Urlaub in Österreich gemacht. Ich wollte einen dicken Schlussstrich ziehen . Ich wollte nichts mehr zu tun haben mit dem Schiffbau, der Werft, mit Leer. Doch ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich nach Ostfriesland gehöre." Also ist Kurt Jansen geblieben. Das Werftgelände hat er jedoch in den vergangenen Jahren nicht mehr betreten.