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Windmühlen: Untrennbar mit der Region verbunden Seit dem 14. Jahrhundert bauen auch die Ostfriesen Windmühlen Von Felix Weiper. Aus: Der Wecker, Rhauderfehn, vom Sonntag, den 31. Mai 1998, S. 7 OSTFRIESLAND / EMSLAND / OLDENBURGERLAND. Wenn der Wind in die Flügel der Mühle faßt, dann ächzt und kracht es im Gebälk. Mächtige hölzerne Wellen und Zahnräder übersetzen die Bewegung der Flügel auf den Mahlgang. Knirschend dreht sich der tonnenschwere Mühlstein. Seit 125 Jahren trotzt die Mühle im saterländischen Scharrel den Unbilden von Wind und Wetter. Ein standfestes, weithin sichtbares Wahrzeichen des Ortes. Und zuverlässig wie zum Zeitpunkt der Erbauung verrichtet sie ihre Arbeit. Bis zum Jahre 1972 mahlte der Müller in der Mühle Scharrel noch das Korn. Heute ist der dreistöckige Galerieholländer Museum und ein Ort der Geselligkeit. Als Zeugen der Vergangenheit stehen die schmucken Mühlen im Oldenburgerland, im Emsland und in Ostfriesland am morgigen Pfingstmontag im Mittelpunkt. Der traditionelle Mühlentag bietet Interessierten die Gelegenheit, sich ein Bild von den geflügelten Bauwerken zu machen. Die Mühlenvereine bewirten ihre Gäste und sorgen für ein buntes Rahmenprogramm. Der Deutsche Mühlentag findet in diesem Jahr als bundesweite Veranstaltung mit rund 800 Wind- und Wassermühlen zum fünften Male statt. Erstmalig hat der Bundespräsident dem Deutschen Mühlentag ein Grußwort gewidmet. Bundespräsident Roman Herzog würdigt darin die kulturgeschichtliche Bedeutung, die der Erhaltung von Wind- und Wassermühlen zukommt. Wenn auch die Frage nach der Herkunft von Wind- und Wassermühlen geschichtlich nicht lückenlos beantwortet werden kann, so ist jedoch nach Überlieferung davon auszugehen, daß bereits vor der Zeitrechnung in Persien und Ägypten die Wind- und Wasserkraft genutzt wurde, und Wind- und Wassermühlen über die Kreuzzüge auch in Europa Verbreitung fanden. Ab dem 12. Jahrhundert war es zunächst die Bockwindmühle, mit der die Windkraft in Westeuropa genutzt wurde. Die erste Mühle Europas soll 1180 in der Normandie gebaut worden sein, die erste Mühle Deutschlands im Jahre 1222 in Köln. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts bauen auch die Ostfriesen Windmühlen. Der Bockwindmühle folgte ab dem 17. Jahrhundert die sogenannte "Holländermühle", die heute noch vielerorts in unterschiedlicher Form zu sehen ist. Bis in das 20. Jahrhundert hinein hat die Mühlentechnik eine weltweite Anwendung gefunden. Nahezu 150 verschiedene Verwendungsarten der Mühlentechnik sind im Laufe der Jahrhunderte entwickelt worden und heute noch nachweisbar. Keine andere Technik hat das wirtschaftliche und soziale Leben so stark und nachhaltig geprägt, wie es die Mühlentechnik bis zur Entwicklung der Dampfmaschine getan hat. Die höchste Mühle der hiesigen Region steht in Hage im Landkreis Aurich. Der fünfstöckige Galerieholländer ist 30,2 Meter hoch. Die älteste noch bestehende und voll funktionstüchtige Mühle der Region ist in Dornum zu finden. Es handelt sich um eine aus dem Jahre 1626 stammende Bockwind-mühle. In vergangenen Zeiten dienten die Flügel der Windmühlen auch zur Nachrichtenübermittlung. Die weithin sichtbare Stellung der Flügel hat damals viele lange Wege erspart. So hatte die senkrechte 90-Grad-Stellung die Bedeutung: "Feierabend". Die 45-Grad-Stellung drückte aus, daß der Müller und seine Familie wohlauf waren. Die leicht aus dem 90-Grad-Winkel gedrehten Flügel verkündeten einen Trauerfall. Als Wegweiser dienten die hohen Flügel oft auch Wanderern und und an der Küste den Seefahrern. Die Mühlentechnik ist auch in unserer "digitalen Zeit" immer noch faszinierend. Denn sie ist für jedermann in ihrer Funktion sichtbar und verständlich. Und so haben die Wind- und Wassermühlen als Kulturdenkmäler im Bewußtsem vieler Bürger an geschichtlicher Bedeutung gewonnen. |
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