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Geschichte von Bernhard A. Goldenstein

Erben überließen der Gemeinde den Nachlaß

Wanderau sstellung über den verstorbenen Müllermeister und Mühlenbauer aus Völlenerfehn

Von Christine Schneider-Berents (GA v. 13.1.2001)

WESTOVERLEDINGEN. Es gibt Menschen, denen wird nachgesagt, sie seien für das, was sie tun, geboren. Talent, Wissen und Fertigkeiten seien ihnen mit in die Wiege gelegt worden. Bernhard Antoni Goldenstein war ein Mensch, auf den das ganz sicher zutraf. Zeitlebens drehte sich für den Müllermeister und Mühlenbauer aus Völlenerfehn alles um Windmühlen. Im Januar 1996, kurz vor Vollendung seines 84. Lebensjahres verstarb er. Er hinterließ eine ein- drucksvolle Sammlung von Fotos, Zeichnungen und Bauplänen dieser Bauwerke. Ein Teil davon wird demnächst zu sehen sein und zwar in einer Wanderausstellung, die am 18. Januar in Völlenerfehn eröffnet wird.

   "Ein Leben für die Windmühlen" lautet der Titel der umfangreichen Präsentation, die zunächst bis zum 21. Januar im Schulfestsaal von Völlenerfehn gezeigt wird. Anschließend wird die Dokumentation im Rathaus in Jhrhove und in der Mühle in Mitling-Mark ausgestellt. In mehrere Themen aufgeteilt, gibt sie einen Überblick über die 150-jährige Ge- schichte der Familie. Bernhard Antoni Goldensteins Entwicklung vom Modell- zum Mühlenbauer ist ein weiteres Ka- pitel gewidmet. Ebenso der Geschichte der Mühle in Völlenerfehn. Darüber hinaus erfährt der Besucher der Ausstel- lung Interessantes über jene Zeiten, in denen sich fast in jedem Ort des heutigen Westoverledingens  Mühlenflügel drehten. Es geht um Mühlen in Ostfriesland allgemein und um die Technik, mit der sie ausgestattet sind. Geschichten aus der Geschichte, Fachbücher und Bilder komplettieren das Ganze.

   Daß das möglich ist, verdanken die Westoverledinger Bürger und alle, die sich für dieses Thema interessieren, Dieter Goldenstein. Der Enkel von Bernhard Antoni Goldenstein hütete in den vergangenen Jahren den Nachlaß seines Großvaters. Vor einigen Monaten stellte er die Sammlung der Gemeinde zur Verfügung, verbunden mit dem Wunsch, sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglichzumachen.

   Das wird jetzt geschehen. Man erfährt nicht nur viel Wissenswertes über einen ganz bestimmten Berufszweig und seine Anhänger, sondern auch jede Menge über eine Familie, deren Name wie wohl kein anderer mit Mühlen ver- bunden ist.

   Am 9. Februar 1912 wurde Bernhard Antoni Goldenstein als Sohn von Jantjedine und Alfons Goldenstein in Süd- georgsfehn geboren. Dem Ehepaar gehörte die dortige Mühle, in der schließlich auch der jüngste Sproß der Familie sein Handwerk erlernte. Als 17-jähriger verließ er sein Elternhaus, erweiterte in anderen Betrieben sein Wissen und kehrte schließlich im Mai 1935 nach Ostfriesland zurück. Mit der Pacht der Mühle in Backemoor machte sich der junge Mann selbstständig. Als sein Vater 1939 erkrankte, übernahm Bernhard Antoni Goldenstein den Betrieb seiner Eltern in Südgeorgsfehn. Fünfzehn Jahre später verkaufte er das Anwesen an die Bezugsund Absatzgenossenschaft.

   In Völlenerfehn fand er eine neue Wirkungsstätte. Er kaufte die dortige Mühlenruine und baute diese in den folgen- den Jahren wieder auf. Zunächst ließ er den drei Meter hohen Erdwall abtragen. 1958 folgte die Instandsetzung des Achtkants, der durch den einer ehemaligen Wasserschöpfmühle aus Waskemeer (Niederlande) ersetzt wurde. Im Jahre 1962 wurden die alten Flügel durch andere ersetzt.

   Bernhard Antoni Goldenstein, Mitglied einer weit über Ostfriesland hinaus bekannten Müller- und Mühlenbauer- familie, mußte seinen Betrieb 1965 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Er gründete ein Eisenwarengeschäft, das später von seiner Tochter Bernhardine weitergeführt wurde.

Die Mühlen jedoch verlor er nicht aus den Augen. Das Wissen und die Erfahrung des anerkannten Experten machten sich andere zunutze, und so ist es auch Bernhard Antoni Goldenstein zu verdanken, daß in den vergangenen Jahren die ein oder andere Windmühle in Ostfriesland, im Ems-land, im Saterland und in Bremen fachgerecht instand gesetzt werden konnte.

Anzeigen aus: Der Kreis Leer, 1932, S. 150

B. A. GOLDENSTEIN 80 JAHRE ALT

(in: Der Mühlstein, Regional, Heft 15/1992, S. 32f)

  Am 2. Februar 1992 feierte Bernhard A. Goldenstein, einer der markantesten Müllenneister und Mühlenbauer im nordwestlichen Niedersachsen, seinen 80. Geburtstag.

   B. A. Goldenstein wurde 1902 als Sohn einer alteingesessenen Müllerfamilie in Südgeorgsfehn geboren. Der Familientradition folgend wurde B. A. Müllermeister, aber nicht nur das: gleichzeitig erlernte er auch den Beruf des Mühlenbauers und erwarb sich damit eine Doppelqualifikation, die - wie B. A. zu erzählen pflegt - in damaliger Zeit gar nicht so unüblich war. Denn mit dieser Doppel-qualifikation war der Müller gleichzeitig sein eigener "Mühlen- doktor", konnte also alle Reparaturen, Sanierungen und technische Veränderungen an der Mühle selber durchführen. Gleichzeitig hatte man zwei Brotberufe, die jeder für sich ihren Mann ernähren konnten, zudem in einer Kombination, wie sie günstiger nicht sein konnte: ein Mühlenbauer, der gleichzeitig Müller ist, versteht das Handwerk dessen, für den er tätig werden soll -ideale Voraussetzung für technische Neuerungen, Tricks und Kniffs, wie sie von Müllern selber oder durch ihre Mühlenbauer in die Mühlen eingebaut wurden. Und diese Feinheiten gab es dann häufig nur in einer einzigen Mühle und in keiner anderen, worin auch gleichzeitig der technikgeschichtliche Wert der Einzelmühle deutlich wird.

   1954 erwarb B. A. Goldenstein die Windmühle Völlenerfehn, die er sogleich zu seinem "Mühlendenkmal" umbaute: auf den Holzachtkant der Galerieholländerwindmühle baute er nach Abnahme der Kappe und der Flügel zusätzlich den kleineren Holzachtkant einer vormaligen Wasserschöpfmühle mit Kappe und Flügel, um damit höher am Wind zu liegen und diesen besser nutzen zu können. Die Windmühle Völlenerfehn hat noch immer diese einmalige Form, sie thront stolz über den Dächer der Fehngemeinde am Stadtrand von Papenburg und grüßt weithin sichtbar mit ihren vom späteren Besitzer Roderich Gramberg erneuerten Flügeln in die norddeutsche Tiefebene.

   Zahlreiche Mühlen hat B.A. Goldenstein im Laufe seines Lebens erbaut, restauriert und saniert. Zudem hat er sich mit vielen Artikeln in Fachzeitschriften einen beträchtlichen Ruf als Mühlentechnik-Fachautor erworben. Und seine Kenntnisse über die Geschichte und Geschichten der Windmühlen Norddeutschlands sind immens.

   B.A. war und ist immer mit Leib und Seele ein Windmüller gewesen. Davon zeugt auch seine große Sammlung von Mühlenfotos, ein Hobby, das B.A. seit über 50 Jahren pflegt, wobei ein Großteil seiner Fotos von ihm selber stammt.

   Heute wohnt B.A. Goldenstein in der Hauptstraße 90 in 2957 Völlenerfehn, unweit seines "Mühlendenkmals", der Völlenerfehner Windmühle. Stets geistig rege und hellwach meldet sich B.A. noch immer regelmäßig mit seiner sehr sonoren Stimme bei den Mitgliederversammlungen der Mühlenvereinigung Niedersachsen/Bremen zu Worte - dies wird hoffentlich auch auf der Mitgliederversammlung am 25. April in Meppen der Fall sein, wo ihm sicherlich viele Mühlenfreunde nachträglich zum Geburtstag gratulieren werden. Der Vorstand der Mühlenvereinigung Nieder- sachsen/Bremen und die "Mühlstein"-Redaktion gratulieren mit B. A. Goldenstein ganz herzlich einem passionierten Mühlenfreund, - kenner und -könner zugleich, der sich große Verdienste um die Windmühlen Niedersachsens er- worben hat. Mit vielen Mühlenfreunden aus diesem Holze brauchte einem um den Erhalt der Mühlen in Niedersach- sen weniger bange zu sein!

Goldenstein (2½ Jahre alt) und Bruder Heinz (5 Jahre)  1914 m Südgeorgsfehn auf der vom Vater gebauten, enthält. funktionstüchtigen (!) Kleinmühle. (Foto: B. A. G.)

Bernhard Goldenstein mit einem Foto seines “Mühlendenkmals”.

Windmühlen und ihre Leistungen

Bernhard A. Goldenstein , Völlenerfehn (in: Der Mühlstein, Nds. & Bremen, Heft 19/1994, S 12f)

   Im Bundes - "Mühlstein" Heft 6/93 war zu lesen, daß die Langenrader Mühle in Schleswig-Holstein neue Flügel erhalten soll, die von ihrer Leistungscharakteristik dem eingebauten Mühlwerk besser angepaßt sind. Diese Meldung rief folgende Erinnerung in mir wach.

Im Herbst des Jahres 1931 unternahmen mein Vater (Müller und Mühlenbauer) und ich eine Fahrradtour in das rund 15 km entfernt liegende Barßel. Es wehte eine leichte Brise, in etwa Windstärke 5, und die Flügel der damals noch vollbeschäftigten Mühle Barßel drehten sich munter im Winde. Die schön anzuschauende Mühle befand sich in einem tadellosen Zustand, hatte drei Böden unterhalb des Galeriesollers, ein Flügelkreuz mit einem Durchmesser von 22 Metern, Jalousieflügel und eine Windrose. Auf dem 2. Boden befand sich der Mehltrog, und langsam rutschte das Schrot im Mehltrog herunter, wobei es vom Mahlvorgang her noch ziemlich warm war, obwohl der Schrotgang bei einem Durchmesser von 1,60 Metern nur ca. 100 Umdrehungen pro Minute machte. Auf dem 3. Boden befand sich schon das große eiserne Stirnrad und das kleine Ritzel auf der Mühlenspindel.

   Wir betraten die Galerie und stellten fest, daß das Flügelkreuz sich nur mäßig drehte, weil die Heckstellung der Flügel zu flach war und deswegen nur wenig Zugkraft erzeugte. Mein Vater und ich bedauerten die zu geringe Leistung dieser schönen, großen Mühle.

   Anschließend fuhren wir mit unseren Fahrrädern weiter nach Barßelermoor, wo sich eine kleinere Mühle mit nur einem Boden unterhalb des Galeriesollers und einem Flügelkreuz von nur 17,5 Metern befand. Zu diesem Zeitpunkt lief die Mühle aber nur mit 2 Flügeln, die vordere Rute (Feldrute) fehlte, aber die hintere Rute (Hausrute) drehte sich flott im Wind. Der Müller war auch gerade beim Schroten von Korn. Der Schrotgang hatte einen Durchmesser von 1,50 Metern und machte um die 60 bis 65 Umdrehungen, und siehe da: das Schrot kam kühl und locker den Mehl- trog herunter. Welch ein Unterschied - die kleinere Mühle in Barßelennoor leistete bei dem gleichen Wind mehr als die größere, von der Bestückung her an sich wesentlich leistungsfähigere Mühle in Barßel. Worin aber lagen die Ur- sachen für die geringere Leistung bei der größeren Mühle?

   Erstens war die Stellung der Flügel in Barßel viel zu flach. Die normale und bewährte Stellung der Flügel ist wie folgt: die Vorderheckbreite beträgt 1/3 der Flügelbreite einschließlich Balken, die Schräge (Schrank) an der Spitze 15°, oben an der Flügelwelle 24° gradlinig (der Schrotgang soll 45% von der Umdrehungsgeschwindigkeit der Flügel haben).

   Die Hinterheckbreite beträgt 2/3 der Flügelbreite, an der Spitze der Flügel beträgt der Schrank 0°, in der Mitte 18° und an der Flügelwelle 24°. Ob die Flügel mit Segelbespannung oder mit Jalousieklappen ausgerüstet sind, ist letztlich egal. Von der Spitze bis zur Mitte verläuft die Außenlagerlatte nicht gradlinig, sondern in einem zünftigen Bogen, damit der Wind schön zur Seite abfließen kann und nicht nach außen entwischt und dem Flügel den richtigen Schub und damit Tempo und Kraft verleiht. Sollte das Übersetzungsverhältnis (ca. l : 10) so hoch liegen wie in der Barßeler Mühle, so kann man dadurch etwas Ausgleich schaffen, indem man den Flügelschrank unten an der Spitze des Flügels mit 5° Schräge beginnt, in der Mitte dann nicht auf 18°, sondern auf 23° geht und oben nicht 24°, sondern 29° erreicht. Auch das Vorderheck darf dann 5° mehr Schräge haben, was zwar das Tempo vermindert, aber mehr Schubkraft gibt. Bei einer Mühle an der holländischen Grenze beobachteten wir das Gegenteil: da hatte man die Spitzen der Flügel gewaltig in den Wind, aber nach vorne gezogen. Welche Wirkung hatte das? Das Ge- triebe hatte viel zu wenig Übersetzung. Monate später hatten wir die Gelegenheit, den Schrotgang in der Barßeler Mühle zu besichtigen. Was fanden wir heraus? Die künstlichen Steine hatten gebogene Feldschärfen und waren mehr aus La Ferte und Konz gefertigt als aus Naxos Schmirgel, waren daher glatt wie ein Aal und dazu auch noch schlecht geschärft. Mein Vater sagte: "Wertlos, hier ist nichts zu machen." Kein Wunder, daß solche Steine keine Leistung bringen. In der Mühle Barßelermoor war natürlich wieder genau des Gegenteil der Fall.

Altdeutsche Bogenschärfen mit 19 Feldern zu 4 Balken ergeben insgesamt 76 Balken, wobei 19 Balken bis zum Steinauge durchlaufen, 19 Balken nur 2/3 Länge haben und die restlichen 38 Balken nur die Hälfte der Mahlfläche ausfüllen. Wenn am Steinauge beim Läuferstein 15 mm tief geschärft wird und die Schärfen dann langsam nach außen ansteigen, kann man beim Schrotvorgang mit kühlem und lokkeren Schrot rechnen. Die Mahlbalken müssen dabei natürlich aus reinem Naxos Schmirgel mit weichen Furchen bestehen. Solche Steine haben sich im Küsten- bereich bestens bewährt, weil die Luftfeuchtigkeit hier höher liegt und somit auch das Getreide mehr Feuchtigkeit enthält.

Im Jahre 1933 hatten Völlen, Völlenerfehn & Völlenerkönigsfehn zusammen 2.894 Einwohner.

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